Kurz gesagt sind die Wechseljahre die Umkehr der Pubertät. Unsere Fähigkeit, Kinder gebären zu können, wird wieder zurückgebaut. Und das kann körperlich und psychisch genauso turbulent zugehen, wie einst der Aufbau all dessen, was man mit Weiblichkeit assoziiert. Ist es eine Krankheit? Nein, genauso wenig wie die Pubertät eine ist. Kann es uns selbst und die Menschen um uns herum an den Rande des Wahnsinns treiben? Ja. Absolut. Es ist kein Zufall, dass die meisten Suizide bei Frauen in Deutschland im Alter zwischen 50 und 55 Jahren geschehen. Ich schreibe das hier nicht, um Panik zu entfachen, es zeigt nur, dass da einiges zusammen kommen kann in der Lebensmitte.

“Wie eine Frau, die undepressivste, optimistischste, zuversichtlichste Frau, die ich kenne, eines Morgens aufwachte und geradewegs in die Küche ging und ein Fleischermesser packte (sie ist eine hervorragende Köchin), um es sich ins Herz zu stoßen. Das waren die Wechseljahre.”

Mary Ruefle, “Pause” in Granta

Ganz genau genommen ist die Menopause auch nur EIN Tag im Leben einer Frau. Nämlich rückwirkend der Tag, nach dem wir 12 Monate lang keine Regelblutung mehr hatten. Ja, ihr habt richtig gelesen: wenn ihr zwölf Monate lang keine Regelblutung mehr hattet, dann könnt ihr im Nachhinein sagen, dass ihr die Menopause erlebt habt. Es kann euch auch passieren, dass bei euch zwischendurch schon mal für ein paar Monate die Periode ausbleibt. Dies kann dann gefolgt sein von sehr lang anhaltenden Blutungen, die gar nicht mehr aufhören wollen. Euer Zyklus gerät aus dem Rhythmus. Während sich zuvor eure Sexualhormone jeden Monat in schöner Regelmäßigkeit aufeinander abgestimmt haben, können sie jetzt stark schwanken. Das ist kein Grund zur Panik. Es ist aber in jedem Fall gut, wenn du in dieser Situation Rücksprache mit deiner Ärztin oder deinem Arzt hältst.

BIN ICH SCHON DRIN?

Mein Frauenarzt, den ich sehr schätze, lächelte nur milde, als ich ihn mit Mitte Vierzig fragte, ob ich schon in den Wechseljahren sei. Er fragte daraufhin zurück, ob ich noch einen regelmäßigen Zyklus habe. Als ich das bejahte, sagte er: “Sie sind noch nicht in den Wechseljahren.” Dass ich aber bereits mitten in der Perimenopause war und dass meine Symptome wie zum Beispiel die Schlafstörungen damit in Zusammenhang hätten stehen können, hat er mir nicht erzählt, meine Hausärztin übrigens auch nicht. Die Perimenopause beginnt also mit dem Absinken bzw. dem Fluktuieren unserer Geschlechtshormone und dauert bis 12 Monate nach der Menopause. Das kann irgendwo zwischen 35 und 50 Jahren beginnen und kann bis zu 10 Jahre andauern.

PERIMENOPAUSE … WAS?

“Peri” kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie “um … herum, um, umher, über … hinaus”.  Diese Phase umschließt quasi die Menopause. Danach sind wir in der Postmenopause. Und die Zeit ab der ersten Regelblutung bis zum Beginn der Perimenopause nennt sich Prämenopause¹. Ganz schön viele Begriffe. Der für mich wichtigste, ist der der Perimenopause.

Perimenopause
Diagramm Geschlechtshormone während der Perimenopause
Diagramm Geschlechtshormone während der (Post)menopause

Die Geschlechtshormone während der Prämenopause, der Perimenopause und der (Post)menopause – schematisch dargestellt; Quelle: Harvard Women’s Health Watch, 1999 

Die Perimenopause setzt mit ca. Mitte Vierzig ein. In seltenen Fällen kann dies aber auch schon mit Mitte 30 passieren. Zunächst sinkt bei uns Frauen merkbar der Progesteronspiegel, gefolgt vom Absinken des Östrogenspiegels. Das Ganze kann sich über Jahre hinziehen und die Hormone können von Monat zu Monat schwanken. Nachdem unsere Geschlechtshormone mit ca. 25 Jahren ihren Höchststand hatten, sinken sie nun kontinuierlich ab. Und irgendwo zwischen Ende 30 und Anfang 40 haben wir vielleicht noch einen regelmäßigen Zyklus, aber es läuft nicht mehr alles ganz rund. Das liegt daran, dass die Anzahl der Eizellen und deren Qualität sinkt. Ab ca. Mitte 40 kann dies stärkere körperliche und psychische Auswirkungen haben; über 30 Symptome werden mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht. Die typischsten davon sind: Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Gewichtszunahme, Hitzewallungen, Verringerung der Libido und Reizbarkeit.     

WAS SIND ANZEICHEN DER WECHSELJAHRE?

In Deutschland haben ca. ein Drittel der Frauen keine Beschwerden in den Wechseljahren. Zwei Drittel haben Beschwerden, die Hälfte davon ist stark betroffen. Allerdings sehe ich hier Forschungsbedarf, denn die Quelle dieser Verteilung habe ich bisher nicht ausfindig machen können. 

Du merkst, dass du in der Perimenopause sein könntest, je mehr der folgenden Aussagen auf dich zutreffen:

  • du hast nicht mehr die gleiche Energie wie in deinen Dreißigern
  • auf einmal fallen dir Namen und Worte nicht mehr ein und du vermutest vielleicht sogar, dass da eine frühe Form von Demenz oder ein Hirntumor dahinterstecken könnte
  • das Interesse an deinem Äußeren lässt bei dir nach, du trägst z.B. nur noch deine Lieblingsjeans
  • soziale Kontakte sind dir einfach nicht mehr so wichtig, du ziehst dich gesellschaftlich eher zurück
  • deine Blutungen werden unregelmäßig, sie sind deutlich stärker oder schwächer als früher 
  • deine Lust auf Sex geht zurück
  • das Einschlafen macht dir auf einmal Probleme
  • Sport hat überhaupt nicht mehr den Effekt, den er früher einmal hatte
  • du nimmst um die Hüfte herum zu und machst immer häufiger den Knopf deiner Hose auf
  • nachts wachst du schweißgebadet auf
  • und auf einmal ist da diese Traurigkeit in dir, die du so vorher noch nie erlebt hast
  • Erschöpfung ist dein Normalzustand
  • nachts wachst du auf und deine Gedanken kreisen, es fällt dir schwer, wieder einzuschlafen
  • immer häufiger liegen deine Nerven blank


DU BIST NICHT ALLEIN

Mit all dem bist du nicht allein. Alle Frauen kommen früher oder später in die Wechseljahre und mit der Perimenopause beginnt alles. Statt verlässlich jeden Monat in aller Regelmäßigkeit Östrogen und Progesteron zu produzieren, verringern unsere Eierstöcke langsam ihre Aktivität bis sie irgendwann ganz aufhören, Hormone zu produzieren. All das ist ganz natürlich. Das heißt aber nicht, dass du all diese Symptome einfach so aushalten musst. Und es heißt auch nicht, dass du durch diese Phase ganz alleine gehen musst. Wir sind hier und sorgen für Austausch, Vernetzung, Expertenmeinungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und Hilfsangebote. Melde dich für “SOMEBODYTOLDME” an und du erfährst demnächst mehr über #allthingsmenopause.

¹) Man findet wenig bis gar nichts zum Begriff der Prämenopause. Ich bin durch mehrere Klassiker der Wechseljahrsliteratur und durch die Guidelines der NAMS (US), NICE (UK) und der deutschen Leitlinien gegangen und man findet den Begriff gar nicht bis kaum beschrieben.

Die North American Menopause Society – NAMS – definiert die Prämenopause so: “Premenopause. The span of time from puberty (onset of menstrual periods) to perimenopause.” NAMS

Sheila de Liz widmet der Prämenopause ein Kapitel und schreibt: “Die Prämenopause kann fünf bis zehn Jahre andauern und unmerklich in die Perimenopause übergehen.” (Sheila de Liz, Woman on Fire, S. 40 – Amazon Partnerlink)

Wikipedia, hat eine ähnliche Definition wie Sheila de Liz

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