Bei mir fing es mit Anfang Vierzig an, auf einmal wurde ich nachts wach und konnte nicht wieder einschlafen, sondern kam ins Grübeln. Und das mir, wo ich diejenige zuhause war, die von uns allen den besten Schlaf hatte. Ich konnte immer und überall schlafen. Das dann auf einmal nicht mehr zu können, war und ist eine echte Belastung. Auf einmal wird das, was immer selbstverständlich war, zum Thema. Und das nervte. Früher hatte ich mir über Matratzen oder Raumklima nie Gedanken gemacht. Ich wusste auch nicht, dass ich Tageslicht brauche, damit ich nachts besser schlafe. Ich wusste gar nichts über guten Schlaf. Und dass die schwindenden Hormone während der Perimenopause auch noch unseren Schlafbedarf torpedieren können, war mir auch nicht bewusst. Aber jetzt mal kurz auf Anfang:

Wie viel Schlaf brauchen wir?

Die meisten Erwachsenen benötigen zwischen sieben und neun Stunden Schlaf pro Nacht. Punkt. Alle, die sagen, sie brauchen weniger, lügen sich was in die Tasche. Nur ganz wenige Menschen kommen tatsächlich mit sehr, sehr wenig Schlaf aus. Wir können mal gepflegt davon ausgehen, dass wir nicht zu denen gehören. Ein paar Jahre lang kam ich nur auf sechs bis sieben Stunden Schlaf, weil der Tag mit zwei Teenagern und Vollzeitjob einfach nicht genug Stunden hatte. Und: ich war immer müde. Ich glaubte zwischendurch, dass ich irgendeinen unentdeckten Virus in mir trug, der mich müde machte … Laut der National Sleep Foundation ist es wohl kein großes Problem, ab und zu mal eine Stunde Schlaf zu verpassen. Es ist aber bedenklich, dauerhaft zu wenig zu schlafen. Schlafentzug ist mit gesundheitlichen Folgen wie Übergewicht und Bluthochdruck assoziiert. Auch hat man langsamere Reaktionszeiten während der Autofahrt oder beim Bedienen von Maschinen. Und darüber hinaus verursacht Schlafmangel schlechte Laune, Konzentrationsstörungen und Stimmungsschwankungen. Alles nichts, was frau braucht!

Während wir schlafen passiert eine ganze Menge

Unser Körper setzt beispielsweise vermehrt Somatotropin – auch Wachstumshormon genannt – frei. Damit können Muskeln und Gelenke wieder aufgebaut werden. Je mehr Schlaf wir bekommen, umso besser kann unser Körper sich selbst reparieren.

Im Gehirn wird die Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit – kurz: unser Gehirnwasser – schneller durch unser Gehirn gepumpt. Das kann man sich wie einen Kärcher vorstellen, mit dem mal schnell alles durchgepustet und entfernt wird, was raus muss aus dem Gehirn. Und morgens erwacht man dann mit klarem Kopf.

Während im Gehirn geschrubbt und geputzt wird, gönnt sich unser Herz dagegen eine Verschnaufpause. Während der Nicht-REM-Phasen sinkt sowohl die Herzfrequenz als auch der Blutdruck. Ähnlich verhält es sich auch mit der Atmung: wir atmen langsamer und regelmäßiger, wenn wir schlafen. Tagsüber variiert unsere Atmung dann wieder je nach Anstrengung stark.

Auch unsere Verdauung steht im Zusammenhang mit unserem Schlaf: bestimmte Lebensmittel wie Sojabohnen, Cashew Kerne oder Kakaopulver enthalten die essentielle Aminosäure Tryptophan. Tryptophan verursacht unter anderem Schläfrigkeit. Bei kohlenhydratreichen Mahlzeiten passiert nun folgendes: die Kohlenhydrate machen das Tryptophan für das Gehirn verfügbarer, weshalb wir müde werden können. Wer hier noch tiefer einsteigen möchte, dem sei sleep.org empfohlen.

Was haben nun Hormone mit unserem Schlaf zu tun?

Melatonin, das “Schlafhormon”, bestimmt ganz entscheidend unseren Tag-Nacht-Rhythmus. Es reguliert unseren Schlaf. Sobald unsere Netzhaut zum Abend hin keine Lichtimpulse mehr empfängt, setzt die Zirbeldrüse Melatonin frei. Am Morgen mit Einfall des Lichtes fällt der Melatoninspiegel dann wieder auf Tagesniveau ab. Außerdem können veränderte Östrogen- und Progesteronspiegel unseren Melatoninspiegel beeinflussen.

  • Bist du abends vor dem Schlafengehen noch künstlichem Licht ausgesetzt (z.B. Bildschirm, Handy)? Dies kann die Ausschüttung von Melatonin und damit deinen Schlaf beeinflussen.
  • Wie viel hältst du dich an einem normalen Tag draußen bei normalem Tageslicht auf? Wenn wir uns überwiegend drinnen aufhalten, z.B. vom Haus ins Auto einsteigen, dann in die Tiefgarage fahren und von dort aus ins Büro gehen und abends den gleichen Weg zurück machen, dann kann auch dies unsere Melatonin Produktion beeinflussen, weil wir keinem ‘normalen’ Tageslicht ausgesetzt waren

Progesteron, ist das Hormon, dass uns beruhigt und entspannt. In der Perimenopause lässt als erstes die Progesteronausschüttung nach. Solch ein im Rahmen der Perimenopause altersentsprechender Progesteronmangel kann sich durch Unruhe, Gereiztheit, Ängstlichkeit und Schlafstörungen bemerkbar machen. Dazu gehört auch die Tendenz, häufig aufzuwachen. Progesteron ist das Hormon, welches vor allem in der zweiten Zyklushälfte und in der Schwangerschaft wirkt. Es bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf die Einbettung der befruchteten Eizelle vor. Wenn es zur Befruchtung der Eizelle kommt, verhindert Progesteron eine weitere Follikelreifung. Progesteron wirkt entspannend, weil es die GABA-Übertragung und die Aktivierung von Rezeptoren fördert. GABA ist ein Botenstoff, in unserem Gehirn, der den Schlaf unterstützt.

  • Hast du Ein- und Durchschlafschlafstörungen und bist zwischen ca. 35 und 50 Jahre alt? Dann kann dies auch mit den schwankenden Hormonspiegeln in den Wechseljahren zusammenhängen

Gleichzeitig kann Stress dazu führen, dass weniger Progesteron in den Zellen ankommt. Das “Stresshormon” Cortisol ist verantwortlich dafür. Wenn wir unter chronischem Stress leiden, verbraucht unser Körper schneller Cortisol als er es bilden kann. Um den Bedarf dennoch zu decken, geht er an das Pregnenolon. Pregnenolon ist das Prähormon von Progesteron und Progesteron ist das Prähormon von Cortisol. So wird auf Kosten unseres Progesteronvorrats Cortisol gebildet. Und wenn das nicht schon alleine reicht, kann das Cortisol auch noch zusätzlich unsere Progesteronrezeptoren blockieren. Heißt, obwohl Progesteron im Blut vorhanden ist, gelangt es nicht in den Zellkern und kann damit auch nicht entsprechend wirken. Die Folge ist, dass unsere Stresstoleranz sinkt und wir nicht zur Ruhe kommen und uns abgehetzt fühlen.

  • Fühlst du dich häufig abgehetzt und gestresst und hast Ein- und Durchschlafstörungen? Dann kann dies auch mit Cortisol zusammenhängen. Bei chronischem Stress haben wir im Tagesprofil morgens niedrige Cortisolwerte und abends hohe Cortisolwerte. Wir wachen gerädert und unausgeschlafen auf und können abends dennoch nicht gut einschlafen. Wer ganz genau wissen möchte, ob dies der Fall ist, dem sei ein Cortisol Test*Partnerlink empfohlen
  • Liegt eine Unterfunktion der Schilddrüse vor, so werden weniger Schilddrüsenhormone gebildet. Diese sind aber wichtig, da es eine entsprechende Menge an Schilddrüsenhormonen braucht, um Progesteron zu bilden. Denn Progesteron wird aus Pregnenolon gebildet und Pregnenolon wird wiederum aus Cholesterin gebildet und dafür sind unsere Schilddrüsenhormone verantwortlich. Ist unsere Schilddrüse bereits am Limit ist, kann sich das auch auf unseren Progesteronspiegel auswirken.
  • Und last not least: niedrige Testosteronspiegel können sich auch negativ auf die Schlafdauer und -qualität bei Frauen auswirken.

Da kommt also einiges an hormoneller Wirkung auf den Schlaf zusammen. Selten ist es monokausal. Meistens kommen immer mehrere Sachen zusammen. Wie ist es bei dir mit dem Schlaf? Was machst du, um besser ein- oder durchzuschlafen? Was hast du schon ausprobiert und was würdest du weiterempfehlen? Schreib es als Kommentar und wir melden uns bei dir.