Zwischen Hormonen und Harmonie: Die Wechseljahre und ihre Auswirkungen auf Beziehungen

Nicht, dass wir es nicht schon lang vermutet hätten, aber jetzt bestätigt eine neue Umfrage, welchen Einfluss die Wechseljahre auf die Beziehung haben können. Die Veröffentlichung der Ergebnisse kommt gerade passend, denn diese Nachricht erreichte mich noch in der Nacht der Ausstrahlung der SPIEGEL TV Reportage „Wechseljahre für Anfänger*innen – Freiheit statt Tabu.“ 

Hallo, Susanne!

Ich bin ein verzweifelter Mann, der eine wundervolle Frau hat, die sich in der Perimenopause befindet, aber das möchte sie nicht hören und sagte nur, dass er Quatsch.

Sie weiß alle berühmten Symptome auf und ist 43 Jahre alt und vor 15 Monaten führe ich eine Vasektomie durch, damit sie die Pille absetzen kann.

15 Monate später stellt sie grade alles auf dem Prüfstand.
-Unsere 23-jährige Beziehung, ob die mit zwei wundervollen Kindern gefüllt ist
-ihre Freunde
-ihr bisheriges Handeln?

Sie teilte mir vor vier Wochen mit, dass sie nicht weiß, ob sie das alles noch will und benötigt Abstand.

Ich bin jetzt bereits seit zwei Wochen ausgezogen, um ihr die nötigen Abstand zu geben, und weiß nicht mehr, was ich tun kann.
Egal was ich tue, es empfindet sie als Provokation.

Mein einziger Wunsch ist es, dass sie ein Hormontest durchführt, damit ihr geholfen werden kann. 

Es ist nicht das erste Mal, dass ich von einem ratlosen Mann auf das Thema angesprochen werde. Ich habe mir das schon mal angeschaut und in diesem Artikel darübergeschrieben: Wenn das so weiter geht, dann trennen wir uns.

Wenn du eine Idee hast, was er machen könnte, dann schreib die Nachricht bitte an hello@nobodytoldme.com oder einfach via WhatsApp direkt hier. Ich leite sie dann ungefiltert weiter.

Tatsächlich wurden jüngst Umfrageergebnisse veröffentlicht, die genau das untersuchen sollte: Hat die hormonelle Umstellung bei Frauen einen Einfluss auf Beziehungsstreit, Trennung oder gar Scheidung?

Die Umfrage wurde im Juni 2022 gestartet, um Trends und Erkenntnisse über die Auswirkungen der Wechseljahre (einschließlich der Perimenopause) auf Scheidung oder Trennung zu ermitteln. Mehr als 1.000 Frauen nahmen an der Umfrage teil. Die Teilnehmerinnen waren alle Frauen, die entweder eine Scheidung durchgemacht haben oder gerade durchmachen und die Wechseljahre durchgemacht haben oder durchmachen.

Und siehe da: die Wechseljahre haben einen eindeutigen und negativen Einfluss auf Scheidung, Trennung und Beziehung.

In der von The Family Law Menopause Project und Newson Health Research and Education durchgeführten Umfrage heißt es, dass 7 von 10 Frauen (73 %), die geantwortet haben, die Menopause für das Scheitern ihrer Ehe verantwortlich machen.

Weitere 67 % der 1 000 teilnehmenden Frauen gaben beunruhigt an, dass häusliche Gewalt und Streitereien dadurch zunehmen.

Leider hatte nur ein Fünftel dieser Frauen Unterstützung in Anspruch genommen, um über die Perimenopause/Menopause zu sprechen, weil sie zu dem Zeitpunkt nicht glaubten, dass sie zum Scheitern der Beziehung beitrug.

Angesichts von schätzungsweise 13 Millionen Frauen in den Wechseljahren allein in Großbritannien, von denen eine von vier unter schweren Symptomen leidet, zeigen diese Zahlen ein düsteres Bild auf. Es wird vermutet, dass 9,5 Millionen Ehen und Beziehungen in Großbritannien aufgrund des Hormonmangels der Frau gefährdet sind. Gleichzeitig wird der Zusammenhang zwischen beidem nicht vollständig verstanden oder anerkannt.

Die Studie zeigt auch, dass trotz der Tatsache, dass fast 80 % der Befragten zugaben, dass ihre Perimenopause/Menopause-Symptome eine Belastung für ihre Kinder und/oder ihr Familienleben darstellen, nur einem Drittel aller Frauen eine Behandlung oder eine Hormonersatztherapie zur Linderung ihrer Symptome angeboten wurde, obwohl dies – nach den Leitlinien in Großbritannien – die optimale Behandlung ist. 

Da die Perimenopause mit Mitte 40 beginnt, das Durchschnittsalter der Menopause bei 51 Jahren liegt und der Höhepunkt der Scheidungen im Alter zwischen 45 und 55 Jahren erreicht wird, unterstreichen diese Ergebnisse die Notwendigkeit einer Sensibilisierung und wurden veröffentlicht, um das Gespräch zu eröffnen, Ratschläge anzubieten und Frauen zu ermutigen, Hilfe und Unterstützung zu suchen.

 

Die Studie zeigt auch große Lücken im Verständnis der Familienanwälte auf, die Paare während ihrer Scheidung unterstützen.

Die Mehrheit (86 %) der Befragten gab an, dass sie sich nicht wohl dabei fühlten, das Thema Perimenopause/Menopause in Gesprächen mit ihrem Anwalt anzusprechen.

Fast 8 von 10 (76 %) waren der Meinung, dass Familienanwälte und Richter in Bezug auf die Wechseljahre geschult werden müssen, damit sie wissen, wie sie sensibel damit umgehen und es in ihren Fällen berücksichtigen können. Eines der Ziele des Projekts „The Family Law Menopause Project“ ist die Sensibilisierung der Familienrechtsgemeinschaft für die Auswirkungen der Wechseljahre, sowohl in allgemeiner Hinsicht, um sicherzustellen, dass sie ihren Klienten den bestmöglichen Service bieten, als auch, damit Familienanwälte sicherstellen können, dass ihre Beratung zu einem fairen finanziellen Ergebnis für weibliche Klienten führt, wenn sie sich dem Ruhestand nähern. (Quelle: einfach schnell übersetzt auf Basis dieser Veröffentlichung)

Mehr Wissen hilft sicher. Ich persönlich denke nicht, dass ein Hormontest, wie er oben gewünscht wurde, eine Ehe retten kann. Aber vielleicht hilft das Ergebnis, besser zu verstehen, was da gerade vor sich geht. Und vielleicht ist nach so vielen Jahren Pille mit Übersteuerung des eigenen Hormonstoffwechsels jetzt nach langer Zeit die wahre Persönlichkeit der Partnerin durchgekommen. Das Leben ist eine einzige Veränderung. Nicht immer gefällt uns, was da gerade passiert.

Jetzt bin ich gespannt, ob ich Post bekomme, die ich weiterleiten kann.  

Podcast zur Umfrage: Divorce, perimenopause and menopause with Farhana Shahzady

Diese zwei Nachrichten erreichten mich als Empfehlung für den Mann:

„Guten Morgen Susanne,
leider habe ich keinen wirklichen Rat für den verzweifelten Ehemann.
Ich kann nur aus meiner Erfahrung sagen, dass die Prämenopause (bei mir, ich bin 46 Jahre alt) meine Wünsche, Bedürfnisse ungefilterter sichtbar werden und ich gehe dagegen nicht mehr an. Es fühlt sich echt und ungelogen an.
Auch für mich stehen große Veränderungen an aber diese werden für alle und vor allem für mich einfach nur gut sein.
Bis ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin, sind 5 Jahre vergangen und Deine Community, Blogs, Emails tun einfach nur gut.
Ich danke Dir dafür 💛
Einen schönen Sonntag und liebe Grüße Susan“

„Lieber WhatsApp Mann,

mir gefällt es, dass Sie sich um ihre Frau sorgen und vor allem, dass Sie nach kompetenter Hilfe Ausschau halten.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich selbst jetzt gut um sich kümmern, d.h. Ihren Anteil an all dem anschauen, reflektieren und heilen.

Wir können uns nur selbst ändern, niemals den Anderen.
Das ist die schlechte und eine verdammt gute Nachricht gleichzeitig.

Wenn Sie sich um Ihre Anteile kümmern, die mit zu der Situation geführt haben, dann übernehmen Sie die Verantwortung, die Sie sich gerade von Ihrer Frau wünschen.

Es gibt so viele Wege, das zu tun.
Mir fallen Familienaufstellungen ein.
Gespräche mit einem Medium oder einem Coach.

Ich kann mir vorstellen, dass es Ihre Frau enorm schätzen würde, wenn Sie tatsächlich etwas tun.
Und nicht nur warten, dass Sie sich „repariert“.

Was für eine tolle Chance für Sie beide!!!

Herzliche Grüsse aus der Schweiz
Christine“

„Hallo, Susanne!
Ich glaube ganz so einfach ist es nicht, nur den Hormonen Schuld an den Scheitern der Beziehungen zu geben. Sicher haben sie ihren Teil mit dazu beigetragen, doch bei mir war es sehr ähnlich. Ich konnte auf einmal meinen Ehemann nicht mehr riechen. Wir waren seit 18 Jahren zusammen und haben zwei tolle Kinder. Die Trennung war vor 8 Jahren. Ich selbst konnte mir dies nicht erklären und die vielen anderen Symptome. Wie ich jetzt, dank dir weiß, waren das die Hormone. Es waren harte Jahre. Heute weiß ich, das es ein Reifeprozess war und lebe „MEIN Leben“!
So kann ich diesem Mann nur raten: seine Frau zu respektieren und ihr die Zeit zu lassen, die sie braucht und ihr zur Seite zu stehen, wenn sie es wünscht. Wie auch seinen Kindern. Wenn mein Mann gesagt hätte, das sind die Wechseljahre, hätte ich gedacht, der nimmt mich nicht ernst. Es ist eine Entwicklung, die Zeit braucht. Hilfe anbieten und Verständnis zeigen, das würde ich raten.
Liebe Grüße
Susanne“