Ist bei euch auch schon das Wort “Trennung” gefallen? In China sind zumindest die Scheidungsanträge in die Höhe geschnellt. Und aus meinen eigenen Beobachtungen abgeleitet kann ich sagen, dass unsere Paarbeziehungen unter diesen besonderen Bedingungen ganz schön leiden. Das gilt insbesondere bei den Paaren, die Kinder haben und von zuhause aus arbeiten (müssen). Wie soll das auch normal vonstatten gehen?!

 

Normal ist das ja nicht, was hier gerade abgeht. Wir müssen auf einmal viel mehr kochen, aufräumen, bespaßen, trösten, auseinander halten und bei all dem noch arbeiten. Auf einmal fighten wir um kinderfreie Zeiten für Video Calls und müssen das, was sonst selbstverständlich war, auch noch verhandeln. Welcher Job ist wichtiger, meiner oder deiner?

 

Paarsein in Zeiten der Krise …

ANPASSUNG BRAUCHT ZEIT

So eine Situation wie diese hier ist ein guter Lackmustest für die Qualität einer Beziehung. Wie viel Geduld, wie viel Respekt, wie viel Wertschätzung ist noch für den anderen da, wenn nichts mehr selbstverständlich ist? Man muss keine Paartherapeutin sein, um hier schnell zu erkennen, bei welchem Paar eine gute Basis da ist und wo nicht. Und gleichzeitig darf man das Ganze auch nicht überbewerten. Es ist eine extreme Situation, in der wir uns gerade befinden. Und das bietet auch eine Chance, anzuerkennen, dass es nicht genauso funktionieren kann wie Vor-Corona-Zeiten. Wir haben jetzt alle die Möglichkeit, als Paar neu zu verhandeln, was uns wichtig ist. Und jede und jeder hat dabei sein eigenes Lerntempo. Je traditioneller wir in unseren Mustern verhaftet sind, umso schwerer wird es uns fallen, aus diesen Mustern auszubrechen. Im Vorteil sind da die Paare, die sich von Anfang an von diesen Mustern gelöst haben.

Neulich sprach ich mit einer Bekannten, die von vorne herein die Kinderbetreuung fifty fifty aufgeteilt hatten. Das ist ja immer noch eher die Ausnahme. In den meisten Fällen nimmt auch heute noch die Frau die zwölf Monate Elternzeit und der Mann die zwei Monate.¹ Und in der Regel steigt die Frau danach eher auf Teilzeit um. Hier ist es anders. Und sie sagte mir, dass es aktuell bei ihnen ganz prima laufen würde. Trennung sei überhaupt kein Thema. Sie sagte aber auch, dass man bei ihrem gelebten Modell sehr früh als Mutter akzeptieren müsse, dass die Kinder genauso gerne zum Papa gehen wir zur Mama. Und dass der Vater die Dinge zuhause mit den Kindern vielleicht anders mache als sie selbst das getan hätte. Aber weil sich die beiden früh vom traditionellen Muster gelöst hatten, empfinden sie jetzt die erschwerten Bedingungen auch weniger belastend. Und was können die anderen tun? Deborah Gonzalez vom St. Gallener Tageblatt hat gute Tipps zusammengetragen, was Paare jetzt tun können, damit es nicht zum Äußersten kommen muss: “Ist der Corona-Lockdown schlecht für die Liebe?”.

WECHSELJAHRE ALS KRISE?

Mein Thema ist ja eigentlich noch ein anderes: wie sieht es denn mit Trennungen bei den Frauen aus, die in der Lebensmitte angekommen sind? Hat das eine überhaupt mit dem anderen zu tun? Mit dem Rückgang des Östrogens passiert nämlich noch etwas: wir Frauen werden klarer, wissen mehr, was wir wollen, und handeln auch danach. Östrogen ist das Hormon, was uns Frauen gefällig und weich macht. Es prägt “typisch weibliches Verhalten”: Wendung nach außen, Empathie, Begeisterungsfähigkeit, Unternehmungslust, gute Laune. Es lässt uns verstärkt die Nähe nach Männern suchen. Östrogen steigert Sinneswahrnehmungen und die Sinnlichkeit. Dr. Dr. Beck beschreibt das noch sehr viel detaillierter in seinem Buch “Natürliche Hormone”² (Partnerlink). Wenn unser Körper nun weniger Östrogen ausschüttet, kann sich das allein schon auf unser Verhalten auswirken. Es kann dann aber auch noch soweit kommen, dass manche von uns einen Androgenüberschuss bekommen. Androgene sind Sexualhormone, die die Entwicklung und Erhaltung der männlichen Merkmale stimulieren oder kontrollieren. Das bekannteste Androgen ist das Testosteron. Und ja, auch wir Frauen produzieren Testosteron. Es steigert unseren Antrieb, macht uns selbstbewusst, risikobereit und aktiv. Wenn nun das Testosteron im Laufe der Wechseljahre stärker durchdringt, dann werden wir klarer in dem, was wir wollen, wir können auch reizbarer und aggressiver werden. Hormone prägen unser Wesen und natürlich verändern wir uns auch über die Zeit in Abhängigkeit von den Umständen, in die wir uns begeben, den Menschen, mit denen wir uns umgeben und den Dingen, die uns passieren. Und eher merken es die anderen, als dass wir es selber an uns bemerken. Mein Freund zitierte mal jemanden mit folgender Aussage:

“Männer wollen, dass ihre Frauen so bleiben wie sie sind und Frauen wollen, dass sich die Männer ändern. Weder das eine noch das andere wird passieren.” 

Nicht jeder und jede kann gleich gut mit den Veränderungen umgehen. Sie passieren in der Regel auch nicht über Nacht, sondern schleichend. Ob Corona Krise oder nicht, ob hormonelle Veränderungen oder nicht: eine gute Beziehung ist Arbeit und zwar für beide Seiten. Im besten Fall fällt es leicht und es ist leichter, wenn ein Paar im Dialog bleibt. 

EHEFRAUEN STELLTEN 51,5% DER SCHEIDUNGSANTRÄGE

Trennen sich nun überproportional viele Frauen in den Wechseljahren? Ich habe statista dazu befragt:

  • Frauen waren 2018 zum Zeitpunkt der Scheidung durchschnittlich ca. 44 Jahre alt, Männer ca. 47. Im Jahr 2000 waren Frauen ca. 39 und Männer ca. 41.³   
  • Das hängt damit zusammen, dass Frauen und Männer heute später heiraten. Waren sie im Jahr 2000 im Durchschnitt ca. 28 Jahre alt zum Zeitpunkt der Eheschließung so sind sie in 2018 ca. 32 Jahre alt.4
  • Im Durchschnitt blicken Paare, die sich 2017 scheiden ließen auf 15 Jahre Ehedauer zurück. Und diese Zahl steigt kontinuierlich an, auch weil sich heutzutage mehr Paare scheiden lassen, die 25 Jahre und länger verheiratet waren. 1993 wurden nur halb so viele Langzeitehen geschieden und die durchschnittliche Ehedauer lag damals entsprechend bei 11 Jahren und 6 Monaten.5

       

Man kann aus diesen Zahlen natürlich nicht schließen, dass die Wechseljahre für die große Zahl an Scheidungen verantwortlich sind. Aber Scheidungen sind heute weniger stigmatisiert, mehr Frauen sind erwerbstätig und so überrascht es auch nicht, dass mittlerweile mehr Langzeitehen geschieden werden. Die Veränderungen in den Wechseljahren könnten zumindest einen Anteil an dieser existenziellen Entscheidung haben – sowohl bei Frauen als auch bei den Männern. Interessant ist auch, dass die Ehefrauen mit 51,5 % die Mehrheit der Scheidungsanträge stellten.5

Ich habe da eine Hypothese: wenn mehr Männer und Frauen über die möglichen Veränderungen einer Frau in den Wechseljahren wüssten, würden sie das eigene Verhalten bzw. das ihrer Frau besser verstehen und danach handeln können. Es ist kein Zufall, dass Ruth Devlin, Advokatin für mehr Aufklärung rund um die Wechseljahre ein Buch mit dem Titel: “Men… Let’s Talk Menopause.” (Partnerlink) geschrieben hat. Die Anregung dazu hatte sie von den vielen Frauen in ihren Vorträgen über die Menopause bekommen. Ihr Buch beginnt wie folgt:

“So, she is going through menopause. Gone is the calm, easy-going woman with razor-sharp mind you once admired. In it’s place, an irritable, anxious and increasingly forgetful one.” –Ruth Devlin 

In diesem Sinne gibt es noch einiges zu tun auf beiden Seiten. Was ist deine Meinung zu diesem Thema?

1) Statista, Alexander Kunst, Umfrage zur Dauer der Elternzeit in Deutschland nach Geschlecht 2017, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/727825/umfrage/dauer-der-elternzeit-in-deutschland-nach-geschlecht/

2) Dr. Dr. Thomas Beck, 2016, Natürliche Hormone: Mehr Gesundheit und Lebensfreude durch einen ausgeglichenen Hormonhaushalt. Die Rimkus®-Methode (Partnerlink)

3) statista, J. Rudnicka, Durchschnittsalter bei Ehescheidung in Deutschland bis 2018, 30.07.2019, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/453647/umfrage/durchschnittsalter-bei-ehescheidung-in-deutschland/

4) statista, J. Rudnicka, Heiratsalter lediger Frauen in Deutschland bis 2018, 27.11.2019, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1329/umfrage/heiratsalter-lediger-frauen/

5) DESTATIS, Deutlich weniger Ehescheidungen im Jahr 2017, Pressemitteilung Nr. 251 vom 10. Juli 2018, https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2018/07/PD18_251_12631.html