Eigentlich sollte ich schreiben, dass das hier alles Teil eines großen Masterplans war, dass ich lange darauf hingearbeitet habe und dass große Dinge für die Zukunft von NOBODYTOLDME daraus entstehen würden. Aber de facto war es nicht so. Durch einen „lucky punch“ bekam ich die Chance, nach Tel Aviv fliegen zu können. Mit dabei war u.a. auch die Markenstrategin Anna Hoehn. Wir hatten dort beide gemeinsam zu tun. Ist natürlich sehr schön, wenn man auch befreundet ist. Und so fühlte es sich ein klitzkleines bisschen wie eine Klassenreise an – allerdings ohne den Stress, wer neben wem im Bus sitzt, denn Anna flog aus Frankfurt an und ich aus Hamburg. Und überhaupt bin ich aus dem Alter raus, dass mich das irgendwie stressen könnte … #not. Aber zurück nach Tel Aviv.

„Märkte sind Gespräche“. Ich kann mich noch erinnern, wie sehr ich damals beeindruckt war, als ich das erste Mal auf das Cluetrain Manifest aus 1999 gestoßen war. Und diese erste der 95 Thesen trage ich immer bei mir. Und so hatte ich einfach mal Frauen aus der Gründerszene in Tel Aviv angeschrieben, ob sie nicht Lust hätten, sich zu treffen. Wenn ich schon mal da war, konnte ich das Ganze ja auch nutzen, um meinen Horizont zu erweitern. Innerhalb kurzer Zeit hatte ich Zusagen von Gründerinnen und Frauen aus der Szene. Und zusammenfassend kann ich sagen, dass diese Reise noch lange nachwirken wird. 

Hier kommen meine Top 5 Eindrücke, so wie sie mir in die Tasten geflogen sind.

  

1. STARTUP NATION ISRAEL

Diese warmherzigen und gleichzeitig toughen Menschen, das gute Essen, das andauernd gute Wetter, diese verrückte Stadt am Meer, die zwischen hochmodern und abgerockt hin und her springt. Diese Energie. Ich hatte das Gefühl, dass hier alles geht. Weg vom deutschen Bedenkenträgertum hin zu dieser Das-geht-Haltung. Am Flughafen kam ich mit einem Israeli ins Gespräch. Auf meine Begeisterung hin sagte er: „Ja, wir sind wie ein Vierjähriger: voller Energie, nur manchmal schwer zu bändigen.“ Und ich dachte: Deutschland ist wie ein sechzigjähriger Ingenieur auf dem Weg in die Altersteilzeit. Es wird jedenfalls nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich dort war. Ich komme wieder.

Bagger hinter einer Mauer. Auf der Mauer steht: Tel Aviv, Freedom, Creativity, Entrepreneurship

Graffiti an der Strandpromenade von Tel Aviv: Freiheit, Kreativität und Unternehmertum 

Zu Besuch im Startup Center LABS in Tel Aviv mit einem atemberaubenden Blick über die ganze Stadt.

Die eScooter sind eine Erfindung Israels. Anders als bei uns gibt es überall designierte Parkplätze, in denen sie abgestellt werden müssen. Macht wahnsinnig viel Spaß, damit durch die Stadt zu fahren.

2. HIER IST JEDER OTTOLENGHI

Die Levante Küche ist ja so meins. Abgesehen mal vom Weißbrot und von dem vielen Frittierten, passt es perfekt in ein Body Reset: ganz viel Gemüse, ganz viel davon frisch, Hülsenfrüchte bis der Arzt kommt, Gewürze für jede Lebenslage und ab und zu mal Ei, Fisch oder Huhn. Perfekt.  

An einem Straßenkiosk gab es Mezze, die ich gerne täglich in meinem Kühlschrank haben möchte.

Frischer Salat mit warmen Kichererbsen, Zwiebeln und Fallafel

Frisch angemachter Salat mit warmen Kichererbsen, roten Zwiebeln, Spinat, Öl, Zitronensaft und reichlich Salz. Dazu gab es Fallafel, frittierte Aubergine und Pita. Gegessen bei HaKosem, einem der besten Fallafelläden der Stadt. zum Rezept

Der Klassiker: Shakshuka in der Pfanne serviert.

auf einem Tisch sind die reste von einem Abendessen, welches auf Papier serviert wurde

Die Reste eines Abendessens bei North Abraxas in Tel Aviv, welches vom Koch Eyal Shani betrieben wird. Er hat den im ganzen gegarten Blumenkohl aufs kulinarische Podest gehoben.

3. TEL AVIV: DIE TEUERSTE STADT DER WELT

Leider wahr: ein kurzer Preisvergleich bei Kaffee kurz vor der Reise zeigte mir schon, dass dies kein Schnäppchen werden würde. Tel Aviv wurde vergangenes Jahr zur teuersten Stadt der Welt gekürt. Hier ist ALLES teuer, nicht nur die Mieten.   

Super Yuda ist eine der beiden Supermarktketten Israels.

Gym und Yogastudio in Tel Aviv Locker Room

Modernes Fitnessstudio in Tel Aviv: Locker Room. Yoga, Pilates, Spinning, … you name it, they have it.

Für eine Nacht wechselte ich noch einmal die Hotels. Nur 5 Minuten vom Strand entfernt liegt das WOM Hotel.

Hier zählt jeder Quadratzentimeter: ich hatte genau 3 Quadratmeter für mich. So ein „podstyle“ Zimmer kostet dann auch nur 80 Euro, ein echtes Schnäppchen für diese Stadt. Duschen und Toiletten teilt man sich und die Lobby ist sehr einladend. 

 

4. JEDER AUGENBLICK ZÄHLT

Feste Feiern, feste Arbeiten … irgendwie wirkt es so, dass das hier immer geht. Die Israelis arbeiten hart und genießen aber auch das Leben. Sicher lebt es sich anders, wenn man seit immer im Kriegszustand mit seinen Nachbarn lebt. Jeder Moment zählt.

Hinter einer dunklen Tür mit Türsteher verbirgt sich eine Open Air Bühne mit Kiosken und dem Restaurant Romano. Ein bisschen Klärchens Ballhaus in Tel Aviv nur irgendwie noch cooler. Es ist Samstagabend – also unser Sonntagabend – und die Hütte brummt. 

zwei Frauen in weißen T-Shirts lächeln in die Kamera

Wir sind nicht nur zum Spaß hier: Anna und ich „schrauben“ abends im Hotelzimmer an der Präse für den nächsten Tag.

 

 

5. NEW KIBBUTZ

Eine meiner Begegnungen ergab sich quasi last minute, weil eine jemanden kannte, die jemanden kannte. Und so traf ich Sharon Masury und ihr Team aus der Israelisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer. Sie erzählten mir vom Programm „New Kibbutz“. Während ich noch vor 32 Jahren (!) als Volunteer nach dem Abitur in den Kibbutz nach Israel zur Arbeit auf dem Feld und in die „Chicken Coop“ ging, können heute Student:innen aus Deutschland für zwei bis sechs Monate ein Praktikum in israelischen Startups machen. Das Ganze wird vom DAAD gefördert, so dass es nicht an den wirtschaftlichen Verhältnissen der Student:in scheitert, sich hier zu bewerben. Wäre ich noch mal Zwanzig, ich würde mich sofort bewerben. Wenn du denkst, das wäre etwas für eine Studentin in deinem Umfeld, dann schicke sie zu Liron Koll, die das Ganze koordiniert.
 

 v.l.n.r.: Mara Weinblatt, Liron Koll, ich und Sharon Masury von der Israelisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer

Frau steht mit dem Blick zu Seite. Sie trägt Camel Boots, ein gestreiftes Shirt und kurze Shorts, am Rand sieht man eine Tür

Das bin ich – 20 Jahre jung – im Jahr 1990 als Volunteer im Kibbutz Grofit im Süden von Israel am Rande der Negev Wüste. Ich hatte die ersten Wochen schlimmes Heimweh, es gab noch kein Internet und keine Smartphones, ich schrieb Briefe, die eine Woche brauchten, bis sie in Deutschland ankamen. Aus einem Dorf in Niedersachsen kommend, hat es mir meinen Horizont mächtig erweitert. 

 

DEINE TIPPS

Danke an alle, die mir Tipps mit auf die Reise gegeben haben:

Claro

Mantaray

Raisa

Taizu

Yaffo Tel Aviv

Shila

 

Wir haben in vielen Restaurants gegessen. In allen war es sehr lecker. Warst du schon mal in Israel? Was sind deine Tipps, was sollte man unbedingt gesehen haben? Schreib es unten in die Kommentare.