Osteoporose ist eine ernstzunehmende Erkrankung der Knochen, dabei schwindet langsam die Knochendichte und die Architektur des Knochengewebes verschlechtert sich (Knochenstrukturverlust). Bei betroffenen Menschen können Knochen scheinbar grundlos brechen. Dann gibt es noch die Osteomalazie, eine Verschlechterung der Knochenqualität. Die Osteomalazie beruht auf einer verminderten Mineralisation, gewöhnlich aufgrund eines ausgeprägten Vitamin-D-Mangels oder eines gestörten Vitamin-D-Stoffwechsels. Vielleicht hast du schon mal den Begriff der Osteopenie gehört? Unter einer Osteopenie versteht man eine gegenüber dem alterspezifischen Normwert herabgesetzte Knochendichte.

„Häufig wird der Begriff „Osteopenie“ synonym zu „Osteoporose“ verwendet. Die WHO definiert jedoch die Osteopenie bei einem T-Score zwischen -1,0 und -2,5 (bei DEXA-Messung), sodass sie eine fakultative Vorstufe der Osteoporose darstellt.“ (doccheck)

 

Frauen sind deutlich häufiger von Osteoporose betroffen als Männer. In 2009 waren etwa 6,3 Millionen Menschen in Deutschland von der Osteoporose betroffen, davon 5,2 Millionen Frauen! Demzufolge erkrankt jede dritte bis vierte Frau über 50 Jahre an einer Osteoporose und über die Hälfte von ihnen wird innerhalb von vier Jahren nach Diagnosestellung die klinische Konsequenz der Osteoporose, nämlich die Fraktur, erleben. Heute ist leider immer noch im Straßenbild der sogenannte „Witwenbuckel“ zu sehen. Diese Frauen – und auch manche Männer – leider höchst wahrscheinlich unter fortgeschrittener Osteoporose. 

Wie ist die Altersverteilung genau?

4,1% der Frauen zwischen 50 und 59
12,7% der Frauen zwischen 60 und 69
25,2% der Frauen zwischen 70 und 79 erhalten die Diagnose Osteoporose

ein Kreisdiagramm mit blauen und grünen Punkten
Östrogen ist an allen möglichen Körperfunktionen beteiligt. Deshalb merken manche von uns den Rückgang desselben auch an allen Ecken und Enden. Dieses Foto habe ich in einem Vortrag einer Hamburger Ärztin aufgenommen, die regelmäßig über die Wechseljahre öffentlich erzählt.

Warum sind vor allem postmenopausale Frauen stärker betroffen?​

Unsere Knochen befinden sich in einem ständigen Auf- und Abbau. Mit zunehmendem Alter überwiegt jedoch der Knochenabbau. Dieser ist vor allem bei Frauen in den Wechseljahren zu beobachten. Das liegt daran, dass Östrogen einen großen Einfluss auf unsere Knochen ausübt und mit entsprechendem Rückgang geht auch der gute Einfluss des Östrogens auf die Knochen zurück.

Welche Hormone sind beteiligt?

Östrogen bewirkt das Wachsen der Knochen – weshalb Teenies auch so einen Sprung machen, wenn die Pubertät einsetzt und weshalb Mädchen hier auch den Jungs ein bis zwei Jahre voraus sind, bis diese dann größentechnisch aufholen.

Östrogen fördert die Knochen aufbauenden Zellen und hemmt die Knochen abbauenden Zellen. Wir haben immer beide in den Knochen. Außerdem verbessert es die Sensitivität des Darms auf Vitamin D und fördert dadurch indirekt die Kalziumaufnahme. In einer Östrogenmangelsituation wie der Postmenopause – auch wenn es eine „natürliche“ Phase ist – wird weniger Kalzium aus der Nahrung aufgenommen und insgesamt mehr Knochen ab als aufgebaut.

Auch Zyklusstörungen in jüngeren Jahren (ausfallende Eisprünge, Ausbleiben der Periode) können, vor allem wenn sie länger vorliegen und mit einem Östrogenmangel einhergehen, die Knochendichte negativ beeinflussen. Nicht nur deshalb ist ein regelmäßiger Zyklus auch bei jungen Frauen so wichtig.

Es sind noch weitere Hormone am Knochenstoffwechsel beteiligt. Dazu zählen:

Vitamin D: ist eigentlich ein Hormon, es fördert unter anderem die Aufnahme von Calcium und Phosphat aus dem Darm sowie ihren Einbau in die Knochen. In der Postmenopause wird weniger Kalzium  aus der Nahrung resorbiert. Es ist also wichtig, seinen Vitamin D-Spiegel im Auge zu behalten. ich selbst lasse den einmal im Jahr überprüfen.

Follikelstimulierendes Hormon – kurz FSH genannt – stärkt die Zellen im Knochen, die den Knochen abbauen. Mit fortschreitenden Wechseljahren steigt automatisch der FSH Spiegel bei Frauen.

Parathormon (PTH) aus der Nebenschilddrüse. Es reguliert den Kalzium- und Phosphatspiegel im Blut. Außerdem steigert es die Vitamin D-Produktion und Aktivierung und somit auch die Kalziumaufnahme im Darm.

Calcitonin fungiert als Gegenspieler des Parathormons. Es wird in der Schilddrüse produziert und hemmt den Knochenabbau.

Leptin wird in den Fettzellen produziert reguliert den Appetit und wirkt auf die Knochen aufbauenden Zellen. Sehr schlanke Frauen mit weniger gefüllten Fettzellen sind hier klar im Nachteil und haben ein erhöhtes Risiko, an einer Osteoporose zu erkranken.

Cortison: erhöhte Cortisonspiegel durch z.B. Zufuhr von außen führen zur Abnahme der Knochendichte. Bei hohen Cortinsonspiegeln vermindern die Knochen aufbauenden Zellen ihre Aktivität und die Knochen abbauenden Zellen erhöhen ihre Aktivität. Wenn du regelmäßig Cortison haltige Produkte einnimmst, dann solltest du ein besonderes Augenmerk auf deine Knochendichte legen.

Sind also ganz schön viele Player neben dem Östrogen am Knochenstoffwechsel beteiligt.

Was passiert mit unseren Knochen in den Wechseljahren?

Wenn in der Phase der Peri- und Postmenopause der Östrogenspiegel sinkt, nehmen die positiven Effekte des Östrogens auf unsere Knochen ab und das Gleichgewicht des Knochenstoffwechsels verschiebt sich in Richtung Knochenabbau, die Knochensubstanz und -dichte nehmen ab.

Der größte Verlust an Knochenmasse ist bereits ein Jahr vor und in den zwei Jahren nach der Menopause – dem Moment deiner letzten Periode – zu beobachten. Die hormonellen Veränderungen sind in dieser Phase auch am stärksten. Durchschnittlich nimmt die Knochendichte der Lendenwirbel um 2,5 %, die des Schenkelhalses um 1,8 % in dieser Zeit ab. Bei einer Lebenserwartung von über 80 Jahren sind Frauen mehr als 30 Jahre lang mit der Abnahme der Knochendichte konfrontiert.

Was sind die Risikofaktoren, um an Osteoporose zu erkranken? U.a. sind das neben dem Alter und Geschlecht:

– Immobilität
– Rauchen
– Untergewicht (BMI<20)
– Cortisontherapie >3 Monate
– Diabetes mellitus Typ 1 oder 2
– Einnahme von Magensäurehemmern (hier mal die Hausärztin nach Calciumglukonat oder Calciumcitrat als Nahrungsergänzung fragen) 

Wie wird eine Verringerung der Knochendichte festgestellt?

Als Goldstandard für die Diagnose der Osteoporose gilt die Knochendichtemessung mittels des DXA-Verfahrens. Ich habe das vor drei Jahren mal machen lassen, weil sowohl bei meiner Oma als auch bei meiner Mutter Osteoporose diagnostiziert wurde. Mein Gynäkologe stellte mir ein Rezept darüber aus. Zahlen musste ich das jedoch selber, aber die Kosten waren mit 65 Euro überschaubar.

Ich lies mir dafür einen Termin in einem Orthopädie Zentrum in Hamburg geben, brachte meinen aktuellen Vitamin D-Wert mit (den lass ich einmal im Jahr messen), wurde mit diesem DXA-Gerät durchgescannt (keine schädliche Strahlung: die Strahlenbelastung bei der DXA-Messung ist sehr gering. So liegt sie bei einer Untersuchung der Lendenwirbelsäule bei drei bis fünf Mikrosievert. Zum Vergleich: Bei einem Flug über den Atlantik bekommst du eine Strahlung von 60 Mikrosievert ab.) und hatte dann ein kurzes, gutes Gespräch mit einer Ärztin. Mir waren dann meine Streber-Werte – s.u.: alles im grünen Bereich – fast ein bisschen unangenehm. Aber sie sagte, es sei gut, dass ich jetzt mit 49 Jahren käme, denn dann könne sie die Werte später vergleichen und man könne die Entwicklung nachvollziehen.

Eins ist sicher: meine Knochendichte wird abnehmen, die Frage ist nur: wie schnell? Und gute Ernährung („tschüss Chips, hallo Grünkohl“), sowie eine gute Versorgung mit Vitamin D plus Bewegung, insbesondere Krafttraining – ich setze auf meine 7 Minuten am Morgen – können helfen, die Knochendichte gesund zu erhalten.

So sieht dann das Ergebnis der Messung der Knochendichte aus.

Therapie bei betroffenen Frauen in den Wechseljahren

Eine Hormonersatztherapie gleicht den Östrogenmangel aus, senkt den FSH-Spiegel und führt zu einer signifikanten Erniedrigung des Risikos für Osteoporose-assoziierte Knochenbrüche. Durch zugeführtes Östrogen bleibt das Gleichgewicht zwischen den Knochen aufbauenden und abbauenden Zellen erhalten.

Laut Osteoporose-Leitlinie des Dachverbands für Osteologie (DVO) sind Östrogene zur Prävention einer Osteoporose bei postmenopausalen Frauen mit hohem Frakturrisiko zugelassen, wenn eine Unverträglichkeit gegenüber anderer zugelassener Arzneimittel vorliegt.

Eine Indikation für eine HRT ist gegeben, wenn klimakterische Beschwerden vorliegen, oder als Alternative für eine Osteoporosetherapie, wenn andere Therapien schlecht vertragen werden oder kontraindiziert sind. Die Kombination einer niedrig dosierten Hormontherapie mit einem spezifischen Osteoporosepräparat kann bei klimakterischen Beschwerden und Vorliegen einer Osteoporose erfolgen.

Solltest du jetzt zur Prävention von Osteoporose Hormone nehmen? Besprich das mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Hier ist auch die Familienanamnese und dein individuelle Situation ausschlaggebend: bist du Raucherin, nimmst du andere Medikamente, bist du sehr schlank, nimmst du Magensäurehemmer, gab es Brustkrebs in deiner Familie, etc. 

Zur Vorbereitung auf das Gespräch kannst du dir anhören, was Dr. Christina Enzmann unter der Frage 11 hier antwortet:

Ich bin fast 66 und nehme seit 15 Jahren Hormone. Es war nicht machbar ohne, konnte unter anderem kaum 2 Stunden am Stück schlafen et cetera. Jetzt sind ja die Hormone Präparate gegen Wechseljahrsbeschwerden ziemlich umstritten. Eine zeitlang waren sie total verschrien. Jetzt sollen sie doch gar nicht so schlimm sein oder sogar im Gegenteil richtig gut, um z.B. der Osteoporose vorzubeugen. Wie ist denn da der aktuelle Kenntnisstand?

Vor drei Jahren setzte ich mich im Rahmen der Bürger-Uni in einen Vortrag von Prof. Amling vom UKE Hamburg. Er ist Osteologe also Knochenspezialist und hat dieses - sagen wir mal so - eher steife Thema sehr unterhaltsam rübergebracht.

Dieser Text zur Osteoporose ist in Teilen diesem Artikel von Sarah Feigl von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Universität Graz entnommen: Hormone und Knochenstoffwechsel; an manchen Stellen habe ich ihn vereinfacht oder gekürzt. Weitere Quellen: Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1, 2008–2011) des RKI und Leitlinie Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen