Paula Paul im Gespräch: Ärzte, Wechseljahresbeschwerden, Perimenopause und der alltägliche Wahnsinn

Hier folgt der zweite Teil des Interviews mit der Schauspielerin Paula Paul. Im ersten Teil spricht sie über Klassentreffen, das Älterwerden und was sie in Bezug auf die Wechseljahre eigentlich erwartet hatte.

Im dritten Teil erzählt Paula, wo sie sich in fünf Jahren sieht, wie sie dann leben und arbeiten möchte. Und außerdem hat sie einen leidenschaftlichen Appell an uns Frauen.

Susanne: Im Vorgespräch hast Du auch erwähnt, Du hattest neulich einen Termin bei einem Arzt und dem hast Du geschildert, dass es Dir nicht gut geht, bitte erzähle nochmal, was der Dir gesagt hat.

Paula Paul: Das hatte ich zweimal schon.

Susanne: Wow.

“Ho ho ho, Mädchen, da musst du jetzt durch, das sind halt die harten Jahre einer Frau.”

Paula Paul: Also ich war in DER großen Klinik in Hamburg, bei einem DER Chefärzte in Hamburg. Dem habe ich mich mitgeteilt und habe auch geheult dort und habe gesagt, Leute mir geht es echt schlecht und der lachte und sagte. “Ho ho ho, Mädchen, da musst du jetzt durch, das sind halt die harten Jahre einer Frau.” Das war die erste Antwort. Und die zweite Antwort kam leider auch von einer Frau und ich war so, ja, das war eine Ärztin, die mir sagte, ja, da müssen wir jetzt alle durch und da hilft nicht jammern, sondern einfach durch da, Augen zu und durch da. Und da habe ich gedacht so, okay, rufst du mal Susanne an und rufst mal deine Freundin Baets an und sagst mal… und holst dir irgendwie Hilfe woanders, weil… 

Susanne: Also wenig Empathie von Ärzten, die Meister in ihrem Fach sind, da auch super sind, aber… 

Paula Paul: Keinen Bock darüber zu sprechen.

Susanne: … das Thema Wechseljahre ist da auch nicht so wirklich… “Da muss man durch.”

Paula Paul: Da muss man durch… also das waren jetzt keine Frauenärzte, aber also der Radius der Medizin hört irgendwie da offensichtlich auch auf für eine kurze Spanne und setzt dann irgendwann im Alter wieder ein, aber man kann damit ja auch was anrichten irgendwie. Und ich habe das Gefühl, dass das in der Gesellschaft nicht wirklich… dass das keinen Platz hat, noch nicht, das Thema.

Susanne: Ja. Kommen wir mal zurück, Du hast vorhin gesagt, Du hast zwei Kinder… 

Paula Paul: Ist die Eine da gerade um die Ecke…

Susanne: Die Eine ist gerade gekommen. Ja. Hallo Romy. Erzähle mal, wie alt sind die, was machen die?

Paula Paul: Ja, die sind fast 19 und machen Abi in vier Wochen. Der kleine ist sieben und ist gerade in die Schule gekommen. Da ist eine lange Pause dazwischen, den Kleinen habe ich bekommen, da war ich 43.

Susanne: Okay. Also durchaus eine Risikoschwangerschaft, in dem Alter. Und wie… kannst Du es vergleichen, die Schwangerschaften, die Zeit nach der Geburt als recht junge Mutter und als sagen wir mal, Spätgebärende? 

Paula Paul: Es gibt einen Grund, warum man früh Mutter wird, also das kann ich ganz klar sagen. Ich hatte da viel mehr Nerven, also bei der ersten Schwangerschaft, da war alles… die Schwangerschaften waren gar nicht so verschieden, aber die Zeit danach, die Nächte, die man mit 30 anders wegsteckt als mit 43. Und auch heute ist es so, also ich bin auch aufgrund der Wechseljahre natürlich nervlich nicht mehr da, wo ich eigentlich sein sollte, wenn ich einen 7-jährigen vom Bolzplatz abhole.

Susanne: Wie sieht ein normaler Alltag bei Dir aus? Gibt es den überhaupt?

Paula Paul: Nein. Wenn ich nicht drehe, also wenn ich nicht arbeite, dann klingelt um sechs der Wecker und die Kinder müssen auf den Weg gebracht werden. Bei der Romy ist das einfach, beim Theo schwierig.

Dann haben wir ja auch ein paar Tiere, aber das macht alles mein Mann und dann komme ich nach hause und wenn ich ehrlich bin, habe ich wirklich erst mal zwei Stunden gebraucht, um in den Tag zu kommen. Also um wirklich mich darauf zu konditionieren, dass ich jetzt mal bis abends wieder funktionieren muss, um dann und das war auch hart die letzten eineinhalb Jahre, um um acht wieder ins Bett zu gehen, weil ich so müde bin und so erschöpft wirklich.

Susanne: Also ich fasse mal zusammen: totale Erschöpfung, Müdigkeit, große Gelenkschmerzen, Deine Mutter auch schon gehabt, da könnte man ja auch denken, es ist erblich bedingt oder so. Also bevor man überhaupt denkt, das hat was mit der Menopause oder Perimenopause zu tun. 

Paula Paul: Genau. Also ich wusste zum Beispiel, dass ganz wichtig ist… ich wusste erst durch Dich… das Wort ‘Perimenopause’ habe ich noch nie gehört vorher, und dass das die Zeit ist, das weiß ich wiederum von meiner Frauenärztin, dass die zum Teil viel schwieriger ist und viel schmerzhafter und viel anstrengender als die eigentliche Menopause, nämlich das wusste ich nicht.

Susanne: Du hast jetzt eine Ärztin, die da anders ran geht oder die zumindest nicht sagt, da müssen sie durch. Was hat die gesagt, als Du dahin gegangen bist und mal alles geschildert hast so?

Paula Paul: Die hat erstmal gesagt, dass ich auch in meinem Leben auch vielleicht mal aufräumen muss, das stimmt auch irgendwie. Und dann hat sie aber auch… dann haben wir Blut abgenommen und dann ist klar gewesen sehr schnell, dass es natürlich die Wechseljahre sind.

Susanne: Du bist in der Lebensmitte, Du hast schon mal einen richtigen Dämpfer mitbekommen, den ich heraushöre, Deine Mutter ist recht früh gestorben… 

Paula Paul: Genau.

Susanne: Also war, Romy hat keine Oma von der Seite gehabt dann.

Paula Paul: Nein.

Susanne: Du hast ein großes Kind, Du hast ein kleines Kind, was aber was Tolles und gleichzeitig aber auch eine Belastung natürlich ist, also man braucht Kraft dafür. Beziehung ist eine Herausforderung… 

Paula Paul: Braucht auch Kraft.

Susanne: Braucht auch Kraft, ja. Jetzt kommen noch…

Paula Paul: Habe ich nicht mehr Kraft, ich habe gerade keine Kraft mehr. 

Susanne: Jetzt kommen noch die Wechseljahre.

Paula Paul: Ja. 

Susanne: Ja, ganz schön viel.

Paula Paul: Ja. 

Susanne: Wie sieht es denn aus, wenn Du mal Zeit nur für Dich hast?

Paula Paul: Ich schlafe. “Hat sie nicht”, hat sie gerade gesagt? Sie hat gesagt, “Hat sie nicht.” … Ach höre auf, da fange ich an zu heulen sofort. Dann schlafe ich.

Susanne: Okay. 

Paula Paul: Das war jetzt total… also ist nicht einstudiert gewesen. Braucht man auch mal, es ist nicht… not funny der ganze Scheiß.

Susanne: Das heißt null Zeit, was für Dich zu tun und schon gar nicht, um mal…

“Also jeder andere denkt, die Alte spinnt komplett.”

Paula Paul: Ich habe Zeit, das muss… also jeder andere denkt, die Alte spinnt komplett, ich habe Zeit, nur ich schlafe … meistens oder mache irgendwas, damit ich durch den Tag komme. Aber das ist nicht Yoga oder irgendwelchen Sport, wie alle anderen mir erzählen, dass sie es machen, ich habe dafür überhaupt keine… 

Susanne: Keine Kraft.

Paula Paul: Nein.

Romy: Na ja, vor allem muss man ja auch dazu sagen, dass Du den ganzen Tag mit …

Susanne: Guck’ mal da ist die Kamera.

Romy: … mit Theo unterwegs bist und wenn Du dann abends Zeit für Dich dann hättest, gibt es entweder Markus, der durchdreht oder Romy, die durchdreht.

Susanne: Das heißt, das ganz normale Familienleben.

Paula Paul: Der ganz normale Wahnsinn ist hier.

Susanne: Der ganz normale Wahnsinn, okay. Wow.

Romy: Was ja nichts Negatives heißen muss, aber es ist…

Susanne: Okay, wow. Also ganz schön viel auf Deinen Schultern, was da lastet.

Paula Paul: Kein Ahnung, ich glaube, das ist bei jeder Frau so, ich weiß es nicht. Ja. Von außen angeguckt denke ich immer, was willst du eigentlich?!

Susanne: Ja, so denken wir alle, aber…

Paula Paul: Genau. Und dann steckst du drin und denkst so, ich will das so nicht.

Susanne: Nein. Gut. Ja und das ist wahrscheinlich der erste Schritt zu erkennen, ich brauche Hilfe, ich brauche Unterstützung, irgendwas ist…

Paula Paul: Ja.

Hier gehts weiter: Im ersten Teil spricht Paula über Klassentreffen, das Älterwerden und was sie in Bezug auf die Wechseljahre eigentlich erwartet hatte.

Im dritten Teil erzählt Paula, wo sie sich in fünf Jahren sieht, wie sie dann leben und arbeiten möchte. Und außerdem hat sie einen leidenschaftlichen Appell an uns Frauen.