"EIN NEUER TAG BRICHT AN, VOLL SONNE FÜR UNS ZWEI, KOMM LASS UNS DIESEN MORGEN FEIERN MIT KOKOS-GOLDEN MILK"

Ich glaube, es ist in den bisherigen Blogposts durchgesickert, dass ich ziemlich verfressen bin. Was einerseits ein Problem bei diesem Ernährungsansatz darstellt und andererseits ein unschlagbares Argument dafür, unbedingt mitzumachen und durchzuhalten. Trotz meiner Anti-Diäten-Haltung hab ich aber schon so viele wenigstens angetestet, dass ich inzwischen eine Art Zwei-Fronten-Angriffstaktik entwickelt habe, und die geht so: 

Für die Zeiten, in denen ich stolz auf mich, zufrieden mit mir und nicht wahnsinnig vor Heißhunger bin, gehe ich an die Sache ran, indem ich Kochbücher wälze, minutenlang in meinem Kühlschrank verschwinde und dann erst mal bummeln gehe. Durch den Asia-Laden (tolle Sachen mit Algen, Kimchi, Paneer solange Milch noch geht, Gewürze und Shirataki-Nudeln), in den Biomarkt (das ganze Erdmandel-Zeug – und ich fühle mich immer an Uni-Zeiten erinnert, wenn ich es in meinen Einkaufskorb packe: da war das auch so, dass sich der Heimweg von der Uni-Bibliothek mit 12 Büchern im Rücksack so anfühlte, als wär die Hausarbeit schon geschrieben. Nur dass im Biomarkt das Gefühl ist: “So, gesunde Ernährung, Haken dran”) und dann noch zum ganz normalen Edeka. Mit anderen Worten, in guten Zeiten erweitere ich meinen Fress-Horizont und gehe auf Abenteuer aus. 

Leider sind nicht alle Zeiten gute Zeiten, und für solche Momente habe ich Strategie Nr.2: Ich brauche ein paar Dinge, die ich kenne und mag und die von mir ein Minimum an Einsatz verlangen. Das sind bei mir z.B. Dosenfisch (Dose auf, Öl in den Müll abgießen, Salz und Zitrone und direkt aus der Dose mit einer Kuchengabel – nicht die Nase rümpfen, ich habe mir sagen lassen, dass es z.B. bei Cornelia Poletto als Vorspeise eine Dose Sardinen mit gutem Brot auf der Karte gibt!), Kichererbsen aus der Dose, rohe Kohlrabi und ein riesiges Glas mit Nüssen, das bei mir immer griffbereit direkt neben dem Herd steht. Auch gut: der Gegenentwurf zu Nudelsalat, nämlich ein Gemantsche aus besagten Kichererbsen, abgetropftem Dosenfisch, frischen Kräutern, Chicoree, momentan noch Schafskäse, Zitrone, Pfeffer, Salz und dem besten Öl im Haus. Das hab ich in einer Tupperdose, und wenn ich es brauche, ist es da (es sei denn, mein in Ernährungsdingen in keiner Weise eingeschränkter Mann findet es vorher). Und hätte ich nicht auf der Fahrt ins Wochenende vergessen, Dosentomaten zu kaufen, dann wäre es außerdem ein großer Topf indisches Dhal, das kann ich notfalls schon zum Frühstück essen (sage ich als jemand, der auch nicht davor zurückschreckt, selbst unverkatert Rollmöpse zu frühstücken). Diese Kavallerie hält mich davon ab, in eine Spirale aus Essen-Wollen und Zweifeln und Hadern und „Das Leben ist zu kurz für diesen Quatsch“ abzudriften, aus der es keine Rückkehr gäbe, und mit ein paar Tagen Abstand täte es mir leid. Und zwischen diesen zwei Zangen mache ich das Biest fertig. (Zuckt noch eine außer mir zusammen bei dieser aggressiven Kampfsprache? Bricht sich da am Ende schon ganz heimlich eine hormonelle Veränderung Bahn? Fühlt sich irgendwie fremd an im gleichen Text mit Erdmandeln und Tupperdosen…) 

„Bricht sich da am Ende schon ganz heimlich eine hormonelle Veränderung Bahn?“

Ansonsten ist mir aufgefallen: Schon heute morgen ist mein Bauch etwas flacher. Kann eigentlich nicht sein, denn bis gestern Abend war meine Ernährung ja weitgehend die Alte minus Fleisch und Alkohol, den ich aber sowieso seit über einem Jahr nicht trinke – plus etwas mehr Zitronenwasser, Gemüse, dem Troll-Smoothie und dem Schokopudding. Ich habe heute Nacht trotz Erkältung wirklich gut geschlafen, wenn auch etwas kurz, obwohl ich zu spät gemerkt habe, dass kein Nasenspray im Haus ist. Und: nirgendwo sind gute Zitronen zu kriegen. Ist es nur in meinem Teil der Welt (Hoheluft in Hamburg) so, oder sind auch bei Euch von Biomarkt bis Rewe nur grüne, harte, trostlose Exemplare zu finden? Ich habe sie trotzdem gekauft, aber zur Unterstützung eine Flasche Bio-Zitronen-Direktsaft ohne irgendwelche Zusätze, sonst gewinnt am Ende die Bequemlichkeit und ich trinke zu wenig Zitronenwasser, weil ich keine Lust habe, fünfmal täglich mit diesen Golfbällen zu kämpfen. (Und ja, ich kenne die Zitronen-Tricks von Kneten bis warmem Wasser…) Ich hoffe einfach, das ist ok, ausgehend von der Einstellung, dass nicht GANZ ideales Zitronenwasser besser ist als kein Zitronenwasser. 

Anmerkung der Redaktion aka Susanne:

die Zitronen sind gerade alle grün, weil ihnen die kalten Nächte fehlen. Was es alles so gibt …

 

„Die kühlen Nächte während der Wintermonate geben der Zitrone ihre leuchtend gelbe Farbe. Erst, wenn es Nachtfröste gibt, baut sich nämlich der grüne Farbstoff (das Chlorophyll) in der Schale ab und die gelben Farbstoffe kommen zur Geltung. Im Sommer und Herbst sind die Nächte im Süden noch mild und die Zitrusfrucht bleibt grün.

Um dieses leuchtende Gelb auch in den Sommermonaten zu erhalten, werden herkömmliche Zitronen häufig mit dem Reifegas Ethylen behandelt. NICHT bei Bio-Zitrusfrüchten!“ (Quelle: biohof.at)

Foto: Tara Clark auf Unsplash