"Obwohl bisher nichts von den Dingen passiert ist, die ich mir vom Programm versprochen hatte - z.B. besserer Schlaf, bessere Haut, mehr Energie, ein paar Kilo weniger, ein weniger aufgepusteter Bauch - kriege ich keine schlechte Laune und denke auch nicht an’s Hinschmeißen." - Klara Butt

Wenn der Body Reset eine Bergbesteigung ist, dann ist heute Bergfest: wir sind auf halbem Weg zwischen dem Schnitzelhuber-Wirt im Tal und dem Gipfelkreuz. Bestimmt noch nicht Zeit für ein Fazit, denn bei Bergbesteigungen kommt der interessanteste Teil ja auch meist gegen Ende. Und natürlich kann ich auch noch keine verlässliche Voraussage machen, ob ich das schaffe oder nicht. Aber ich kann mich schon mal umdrehen und die Aussicht ins Tal genießen und etwas dazu sagen, ob die Luft hier anders ist, die Schuhe drücken und was sonst noch zu berichten ist – zum Beispiel von den Überraschungen bisher. Und die gibt es schon, und ich freu mich drüber, denn wäre alles genauso gelaufen wie erwartet, hätte ich es ja auch lassen können, wozu geht man sonst als Riesenfan des McDonald’s Vanille-Milkshakes los und kauft sich Flohsamenschalen, wenn nicht in der Hoffnung auf eine Überraschung?

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Eine ist, dass meine Vergangenheit als Zuckertierchen nicht nur ein Fluch sein muss, sondern mir gerade in die Karten spielt. Denn all die Schokocroissants und Kuchen haben mir beigebracht, dass Schoko gleich süß ist. Und jetzt denkt mein verwirrtes kleines Hirn morgens tatsächlich, ich hätte etwas 

Süßes gegessen, wenn ich meinen (jetzt auch Erdmandel- und damit komplett zuckerfreien) Schokopudding (freestyle nach dem Rezeptteil aus dem Begleitbuch) esse. Ich dachte, es würde genau anders herum laufen, und unter einer halben Tüte Haribo wäre mein süßer Zahn nicht zu besänftigen, aber da hatte ich wohl zu viel Angst vor ihm.

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Noch eine Überraschung ist, wie schnell die Umstellung funktioniert und wie fix neue Routinen funktionieren. Der oben erwähnte Schokopudding z.B., den setze ich jetzt schon ganz automatisch irgendwann am Abend an, und dann wartet er morgens auf mich und ich muss keinen zweiten Gedanken daran verwenden, wie ich denn um Himmels willen ohne Mehl, Zucker und Milch frühstücken soll. Ich bin dankbar für meine kleinen Kniffe und mach-ich-im-Schlaf-Rezepte, denn ehrlich gesagt ist mein Leben gerade zu trubelig und stressig, um meinen Speiseplan jeden Tag neu zu erfinden. Das hebe ich mir dann für einen späteren Reset auf. 

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Mir ist vollkommen scheißegal, was andere essen. Ich dachte, ich komme um vor Futterneid, wenn um mich herum alle ihren Spaß mit Pasta und Kuchen haben. Und nicht nur das war eine Sorge, sondern ich muss ja tatsächlich aktiv jeden Tag die Kinder verpflegen. Morgen kommt noch mein Bruder mit Freundin zu Besuch, da werde ich wohl einen Kuchen backen, und der wird nicht zuckerfrei sein. Und das ist überhaupt nicht schwer! Krass. Ich will damit auch nicht sagen, ich wäre etwa besonders willensstark (bin ich überhaupt nicht, wie schonmal erwähnt) oder tapfer (kann niemand denken, der schon mal einen meiner Quengelposts gelesen hat). Sondern es ist wirklich und ernsthaft erstaunlich einfach. Nächsten Donnerstag ist das Sommerfest meiner Agentur, da geh ich wohl hin und mache mir zumindest bisher nicht groß Sorgen, dass ich dort im Grillgeruch durchdrehen werde. Ich denke auch nicht pausenlos “jaaa, zieht’s euch rein, ihr Ignoranten, ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt”, wenn die Kollegen mit Doughnuts aus der Mittagspause kommen. Die sind die und ich bin ich. Und das von einer, die immer außerstande war, irgendwas zu ignorieren, was irgendwer isst!

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Ich geb’s zu, echter Joghurt und echte Milch sind mir lieber. Aber wider Erwarten sind Kokosjoghurt und Erbsenmilch auch mal in Ordnung und kein Grund, am Leben zu verzweifeln. 

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Die verschwundenen Rückenschmerzen waren mein erster Body-Reset-Erfolg, jetzt sind sie wieder da, und ich hab eine Erklärung, auf die ich aber auch gleich hätte kommen können: letzte Woche war ich hart erkältet, darf aber wegen meiner Epilepsie möglichst kein Fieber kriegen und habe darum tüchtig mit Ibu dagegengefeuert. Und Ibu macht eben auch die Rückenschmerzen weg. Ich gebe ihnen aber noch ein paar Tage, Entzündungen sind hartnäckige Biester, und diesmal will ich hartnäckiger sein. 

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Obwohl bisher nichts von den Dingen passiert ist, die ich mir vom Programm versprochen hatte – z.B. besserer Schlaf, bessere Haut, mehr Energie, ein paar Kilo weniger, ein weniger aufgepusteter Bauch – kriege ich keine schlechte Laune und denke auch nicht an’s Hinschmeißen. Dafür ist es erstens zu spannend, zweitens ist ja gerade erst die halbe Zeit vorbei und drittens ist zwar nichts “objektiv” besser geworden, aber subjektiv hab ich doch den Eindruck, es tut sich was. Als reiner Kopfmensch, der laut Meinung selbst engster Angehöriger “keine Gefühle hat”, tu ich mich schwer damit, das näher zu beschreiben. Aber was auch immer es ist, es hält mich bei der Stange. Und das war noch nie! Bisher habe ich bei jedem Ernährungsprogramm, das nicht sofort getan hat, was es sollte, einfach entschieden, ich hätte ja immer schon gewusst, dass das alles Käse ist, und es ohne einen Blick zurück wieder gelassen. Irgendwas hat der Reset also an sich, das mich zum Bleiben bringt, und zwar zum sehr gerne Bleiben. Das hier ist anders! Diesmal ist anders! Ich kann kaum abwarten, wie anders es in den nächsten Tagen noch wird.