"Gegen Abend waren die Kopfschmerzen auf 2-Ibu-Niveau, und meine Laune war mörderisch." - Klara Butt

Inzwischen ist die Kaffeekrise endlich überwunden, und ich kann hier darüber schreiben, ohne Reset-Willige zu vergrätzen. Aber während sie dauerte, fühlte es sich an, als würde das jetzt für immer so bleiben. Los ging es gegen Mittag am ersten Tag ohne Kaffee, das war der Freitag vor fünf Tagen – mit leichten, aber hartnäckigen Kopfschmerzen und einer merkwürdigen Kombination aus Müdigkeit und Unruhe. Das Ganze war so diffus, dass ich es erst am Nachmittag überhaupt zuordnen konnte: alles klar, hier kommt der Kaffeeentzug. Ich machte mich auf ein paar weitere unangenehme Stunden gefasst und kaufte grimmig noch ein Päckchen Kurkuma-Teebeutel.

Gegen Abend waren die Kopfschmerzen auf 2-Ibu-Niveau, und meine Laune war mörderisch. Nicht verursacht durch die Kopfschmerzen, sondern ganz unabhängig davon war ich wütend wie eine Hornisse – auf alles und alle, auf mich selbst vielleicht am meisten. Meine armen Kinder sind in ihrem Leben noch nicht so viel angeblafft worden wie in den vier Tagen, die der Spuk anhielt. Gegen die Kopfschmerzen halfen Tabletten, wenigstens ein bisschen – gegen die Laune leider nicht. Ein großer Teil der Wut richtete sich irgendwann naturgemäß gegen das Programm: Wozu mach ich das überhaupt? Ging mir doch gut! Was hab ich jemals für Probleme mit Kaffee gehabt?

Oder mit Milch? Oder Zucker, hm? Es war doch alles verdammt noch mal in Ordnung! If it ain’t broke usw., was hab ich mir dabei denn schon wieder gedacht? Und dann hatte ich auch noch Besuch. Besuch, für den ich Kuchen gebacken, Weinchen und Bierchen kalt gestellt und Pizza zwar nicht selbst gebacken, aber beim Lieblingslieferanten bestellt hab – (Ok, hätte man drauf kommen können, dass das jetzt nicht… schon gut, ich bin schon still.) Immer wieder hab ich mir Durchhaltefristen gesetzt. “Wenn es morgen früh nicht besser ist, lass ich es einfach.” “Ok, heute noch, aber wenn es mir heute Abend nicht besser geht, dann war es das.” “Das waren zwei Tage. Wenn es nach drei nicht vorbei ist, dann…” Und es dauerte dann am Ende tatsächlich den halben Freitag, den ganzen Samstag und Sonntag (der Tiefpunkt) und den Montag. Ich fühlte mich wie Hitler, nur dann noch mit Kopfschmerzen, und an ernsthafte Arbeit war auch nicht zu denken, und es war so viel zu tun! Grrrrr. Und ich habe mich ungefähr 2000 mal innerlich auf Spur gesetzt: “So, jetzt kochst Du erst mal einen Kräutertee, und dann sehen wir weiter. So, jetzt gibt’s ein kleines Stück Bitterschokolade, und dann.” Es war wie eine Persönlichkeitsspaltung mit einer unmöglichen, aggressiven kleinen Kackbratze auf der einen und einer vom Leben schwer gebeutelten Mutti auf der anderen Seite, die dieses kleine Wutbündel leider in guten wie in schlechten Tagen an der Backe hat. Dank geht an dieser Stelle raus an die Firma Hexal, denn wenn ich ehrlich bin, haben die Ibus in diesen Tagen mehr für mich getan als irgendwer oder irgendwas sonst. Ich weiß, das ist nicht ideal, aber vor die Wahl gestellt zwischen Aufhören ohne Ibu oder Weitermachen mit habe ich mich für Weitermachen mit entschieden. Und in dem Moment, in dem ich schon sicher war, das ist jetzt eben mein neues Ich – so bin ich jetzt scheinbar – war es Dienstag Morgen, und es war vorbei. Einfach so. Ich bin gegen fünf Uhr früh erwacht, hatte kein weiteres Schlafbedürfnis mehr, bin dann aufgestanden und habe mir ein Zitronenwasser gemacht, und das ganze Elend war einfach Vergangenheit.

Und auch wenn ich in einer Woche mit ausgebreiteten Armen auf meine geliebten Croissants, Steaks, Rippchen und Pasta zurennen werde wie in der Flughafenszene einer Romcom – bei Kaffee werde ich mir das glaube ich ernsthaft überlegen. Denn die Sorte Freund, die so einen Psychoterror entfesselt, nur weil man mal zwei Wochen Abstand ausprobieren möchte – die ist mit Vorsicht zu genießen. 

 

Ansonsten hab ich als großer Kichererbsenfan jetzt Kichererbsenpasta (Aglio&Olio) ausprobiert und werde das nicht nochmal tun. Und das, obwohl ich versucht habe, sie nicht mit Pasta zu vergleichen, sondern als eigenständiges Lebensmittel zu sehen und wertzuschätzen. Hat nicht geklappt. Tut mir sehr leid. Aber nachher probiere ich mal aus, ob man Quinoa wie Sushi-Reis (minus Zucker) zubereiten kann und kaufe mir dazu ein schönes Stück Lachs für Sashimi. Ich werde berichten, wie das so lief. 

 

 

 

 

Photo von Danielle MacInnes auf Unsplash