Osteoporose: Nach den Wechseljahren steigt das Risiko
Man sieht sie nicht und man spürt sie nicht: Osteoporose gilt als „stille Krankheit“. Etwa jede vierte Frau über 50 Jahren leidet an Knochenschwund. Ab 75 trifft es schon jede zweite. Bemerkbar macht sich die Erkrankung oft jedoch erst, wenn die ersten Knochenbrüche auftreten.
Was ist Osteoporose?
Der Begriff Osteoporose bezeichnet einen krankhaften Abbau der Knochenmasse und eine beeinträchtigte Knochenarchitektur, der die Knochen instabiler macht. Die Folge: Sie brechen schneller, oft schon durch alltägliche Belastungen wie ein Stolpern oder das Heben einer schweren Einkaufstasche. Besonders häufig ist der Oberschenkelhals am Hüftgelenk betroffen, die Wirbelkörper oder der Unterarm. Durch mehrfache, oft erst zu spät entdeckte Wirbelbrüche entsteht der typische „Witwenbuckel“. Auch anhaltende Rückenschmerzen können auf einen Wirbelkörperbruch hinweisen. Osteoporosebedingte Knochenbrüche sind häufig der Auslöser für Pflegebedürftigkeit im Alter und können die Lebensqualität und Lebenserwartung erheblich schmälern.
Warum die Osteoporosegefahr in den Wechseljahren steigt
Frauen erkranken nach den Wechseljahren etwa viermal häufiger an Osteoporose als Männer. Grund ist der Hormonrückgang: Östrogen fördert den Aufbau von Knochenmasse. Während des ganzen Lebens finden im Knochengewebe Umbauvorgänge statt. Schon ab dem 30. Lebensjahr baut der Körper allmählich mehr Knochensubstanz ab als auf. Ein Knochendichteverlust von einem Prozent jährlich gilt im mittleren Lebensalter als normal. Fehlt nach der Menopause das Östrogen, beschleunigt das den Abbau. Nach etwa fünf Jahren verlangsamt sich der Knochenverlust wieder. Von Osteoporose sprechen Mediziner erst, wenn die Knochendichte erheblich unter dem altersgemäßen Wert liegt und das Risiko für Knochenbrüche steigt. Die Vorstufe, eine leicht verringerte Knochendichte noch ohne Krankheitswert, heißt Osteopenie.
Das Ausmaß des Knochenschwunds lässt sich durch eine Knochendichtemessung mittels DXA (Dual-X-Ray-Absorptiometry, Doppel-Röntgen-Absorptionsmessung) feststellen. Allerdings übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten dafür in der Regel nur, wenn besondere Risikofaktoren vorliegen oder bereits Knochenbrüche aus nichtigem Anlass aufgetreten sind. Wer vorsorglich eine DXA-Messung machen möchte, um zu erfahren, wie es um seine Knochengesundheit steht, muss dafür rund 50 bis 60 Euro bezahlen – je nach Arztpraxis und Region.
Was das Osteoporoserisiko beeinflusst
- Von großer Bedeutung ist die familiäre Veranlagung.
- Die Ernährung – vor allem die Versorgung mit Kalzium und Vitamin D – spielt ebenfalls eine wichtige Rolle für die Knochengesundheit.
- Nikotin, übermäßiger Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Untergewicht können die Knochen schwächen.
- Manche Erkrankungen hemmen den Knochenaufbau: zum Beispiel Nierenschwäche, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse oder des Darms (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), Rheuma, Typ-1-Diabetes und Magersucht.
- Auch einige Medikamente können das Osteoporoserisiko erhöhen, beispielsweise eine Langzeitbehandlung mit Kortison, manche Krebsmedikamente oder Antidepressiva.
Das schützt vor Osteoporose
- Krafttraining: Zwar fördert jegliche Form von körperlicher Bewegung den Knochenstoffwechsel und die Gesundheit. Als effektivstes Mittel zum Schutz vor Osteoporose nach den Wechseljahren hat sich jedoch regelmäßiges Kraft- und Sprungtraining erwiesen.
- Kalzium: Als wichtigstes Knochenmineral ist Kalzium für den Aufbau von Knochensubstanz unersetzlich. Als gute Kalziumlieferanten gelten zum Beispiel Brokkoli und anderes grünes Gemüse, Nüsse, Milchprodukte und kalziumreiche Mineralwässer.
- Vitamin D: Um Kalzium aus dem Darm aufzunehmen und in die Knochen einzubauen, benötigt der Körper Vitamin D. Das kann der Organismus unter dem Einfluss von Sonnenlicht selbst herstellen. In den Wintermonaten reicht die UV-Strahlung in Mitteleuropa dazu jedoch selten aus. Zudem lässt die Vitamin-D-Produktion der Haut mit dem Alter nach. Bei einem Vitamin-D-Mangel – an dem in Deutschland zwei von drei Menschen leiden – hilft eine gezielte Nahrungsergänzung, die Knochen gesund zu erhalten.
- Östrogene: In und nach den Wechseljahren kann eine (bioidentische) Hormontherapie dazu beitragen, das Osteoporoserisiko zu verringern. Zu diesem Zweck empfohlen wird sie in den medizinischen Leitlinien allerdings nur, wenn das individuelle Erkrankungsrisiko – zum Beispiel bei einer familiären Vorbelastung – sehr hoch ist und andere Medikamente zur Prävention nicht in Frage kommen. Oder wenn die Frau an Wechseljahresbeschwerden leidet.
- Kalziumräuber meiden: Ein Überschuss von Phosphaten behindert die Aufnahme von Kalzium aus dem Darm. Viel Phosphat enthalten beispielsweise Fastfood, Fertiggerichte, Schmelzkäse und Cola. Auch Phytin und Oxalsäure gelten als Kalziumräuber. Phytin ist vor allem in den Randschichten von Getreide enthalten, Oxalsäure etwa in Rhabarber oder Amaranth. Ein hoher Salz- und Kaffeekonsum kann die Ausscheidung von Kalzium verstärken. Aktualisierung: „Es gibt keine wissenschaftliche Untersuchungen, die belegen, dass der Verzehr von oxalsäurereichen Lebensmittel einen negativen Einfluss auf die Knochengesundheit hat.“ aus dem Buch Ernährungsmedizin bei Osteoporose von Ernährungsmediziner Samuel Kochenburger
- Auf Nikotin und übermäßigen Alkoholkonsum verzichten. Beides erhöht das Osteoporoserisiko.
Medikamente zur Behandlung von Osteoporose
Auch wenn bereits eine Osteoporose vorliegt, gehört die ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D zur Basistherapie. Wenn das Risiko für Knochenbrüche hoch ist (oder sie schon aufgetreten sind), kann der Arzt oder die Ärztin zusätzlich Medikamente verschreiben, die den Knochenabbau hemmen. Dazu gehören in und nach den Wechseljahren vor allem Östrogene (plus Progesteron zum Schutz vor Gebärmutterkrebs) – auch wenn sie für diese Indikation in Deutschland nicht zugelassen sind. Ähnlich wie Östrogene wirken sogenannte selektive Östrogenrezeptor-Modulatoren (abgekürzt SERMs, z. B. Raloxifen). Bei Bedarf können beide auch mit Bisphosphonaten (bekanntester Wirkstoff: Alendronat) kombiniert werden. In manchen Fällen kommen auch monoklonale Antikörper zum Einsatz (Denosumab, Romosumab). Sie werden einmal monatlich oder halbjährlich unter die Haut gespritzt. All diese Arzneimittel können aber nur den weiteren Knochenverlust bremsen. Für schwere Osteoporose gibt es außerdem das gentechnisch hergestellte Medikament Teriparatid, dass dem menschlichen Parathormon entspricht und den Knochenaufbau fördert.
Selbst wenn die Knochen schon porös werden, kann körperliches Training helfen, Knochenbrüche zu vermeiden. Zum einen verlangsamt es den weiteren Knochenabbau, zum anderen fördert es den Muskelaufbau und den Gleichgewichtssinn. Beides trägt dazu bei, Stürze zu vermeiden und die Knochen zu schützen.
Clara Wildenrath von WECHSELleben.de