Ein Sensationeller Koch mit einem Sensationellem Auftritt - oder doch nicht?

Das neue Kochbuch Comfort von dem israelisch-britischen Starkoch Yotam Ottolenghi erobert gerade weltweit die Küchen. Während seiner gleichnamigen „The Comfort Tour“ stellte Ottolenghi seine neuesten Kreationen auch in Deutschland vor. Unter anderem verzauberte er sein Publikum in der Hamburger Laeiszhalle – zumindest war das wohl der Plan. 

Suse Grot, die Gründerin von Kraftsuppe Hamburg, war bei der Kochshow in Hamburg zu Besuch und teilte ihr ehrliches Feedback mit uns. Und das möchten wir euch nicht vorenthalten:

„Seine Rezepte sind Genuss-Sensationen – sein Auftritt in den Leizsehallen gestern war es ganz und gar nicht.“ schreibt das Hamburger Abendblatt. 

Und dem kann ich leider nur zustimmen: All das, was er in seinen Büchern vermittelt, Lust, Liebe zum Detail, Kreativität, Opulenz war nicht sichtbar auf der Bühne. Stattdessen ein winziges Männlein mit einer drallen Interviewerin auf kahler Bühne. Im Hintergrund läuft eine Art Diashow – mit Bildern aus dem aktuellen Kochbuch, das man in der Pause gleich erstehen kann. (Leider hatte die Buchhandlung aber nicht genügend eingepackt und die Exemplare waren schnell vergriffen.)

„The Comfort“ heißt Ottolenghis neues Kochbuch, aber so richtig gemütlich wollte und wollte es nicht werden. Auch nicht, als man auf den Versuch einer szenischen Auflockerung, dem interaktivem Kochen kalter Crêpes setzte – Wärme und Wohligkeit ließen sich bei dieser very-low-Budget-Inszenierung nicht herstellen!

Wie ging man heim? Mit knurrendem Magen und dem Wissen: Ottolenghi kann kochen und Bücher schreiben. Seine Restaurants in London sind laut und eher ungemütlich bei mittelmäßigem Essen und fairen Preisen. Seine Lesung/Buchpräsentation/szenisches Interview aber glich einem Angriff auf die Nerven des guten Geschmacks! 

Anton, 20 fasste das so zusammen: „Bei Wetten-Das hätte man das spannender hinbekommen.“ 

Große Mängel in Bühnenbild und der technischen Ausstattung. Zwei einsame Handykameras übertragen das „spielerische Kochen“ des Starkochs und der Interviewerin auf die große Leinwand im Saal. Zuverlässig stets zu spät umgeschaltet und die wichtigen Momente ständig verpassend – das hätte der Wahlpflichtkurs „Bühnen-Technik“ der Mittelstufe besser hinbekommen! 

Komisch nur, niemand im respektvollen Hamburg hat sich getraut BUHHHH zu rufen. 

Was nehme ich mit nach Hause? Auch die Großen kochen nur mit Wasser! 

Wenn man die Laeiszehalle schon mietet, sollte auch was passieren auf der Bühne. Der Koch wurde gewissermaßen nackt auf die Bühne geworfen; ohne seinen brodelnden Kochtopf wirkt er lasch gewürzt, tröge, uninteressant und geht völlig unter im Einheitsfraß der Unterhaltungsszene. Das unterstreicht die letzte Frage:

„How do you prefer to eat NUTELLA, Yotam, with butter or without?“

Hier wir der Star dem Mainstream geopfert. Macht ihn das „volksnaher“ oder soll das ein Gag sein? 

Vielleicht ist dies auch gar keine Kritik an Ottolenghi selber, sondern an diejenigen, die ihn haben so offen ins Küchenmesser laufen lassen: Regie & Dramaturgie – wer war für diese unliebevolle „Kochshow“ eigentlich verantwortlich? 

Sei froh, wenn du nicht dabei warst und stattdessen gut essen gegangen bist; beim Edel-Italiener beispielsweise für € 67,50.