… der letzten vier Wochen in der Reihenfolge, wie sie mir einfallen

1. Meine Schwiegermutter – seit Jahrzehnten unglücklich, grau, träge, zu dick und insgesamt der Meinung, eine Frau zu sein, wäre “doch einfach nur Scheiße” – empfiehlt mir wieder mal im Rahmen einer alltäglichen Konversation über was weiß ich was, ich sollte mir doch die Gebärmutter entfernen lassen. Das hätte bei ihr Wunder gewirkt. “Komm, jetzt mach das doch!”

2. Ich bekomme einen neuen Boss, der ca. fünf Jahre älter ist als ich und fühle mich plötzlich zu alt. Außerdem regt sich die diffuse Angst um meinen Job. Bestimmt vollkommener Quatsch! Oder?

 

eine Frau, die ihre Hände auf ihren Bauch legt. Sie trägt ein weißes Oberteil

3. Ich finde um 20:30 Uhr ein 1,5 cm langes borstiges Haar an meinem Kinn, das um 18:00 Uhr noch nicht da war.

4. Beim vorsorglichen Brust-Abtasten entdecke ich auch hier drei lange, dunkle Haare. Zur Abwechslung bin ich mal froh, derzeit eher keinen Sex zu haben.

5. Bei COS sind Corona bedingt die Umkleidekabinen geschlossen. Ich stelle mich in die abgelegenste Ecke des Ladens und probiere schnell mal ein T-Shirt an. Als währenddessen ein ca. 30jähriger Mann auftaucht und trotz meines Warnsignals plötzlich mit mir im BH konfrontiert ist, kann ich nicht aufhören, mich bei ihm zu entschuldigen.

6. Ich entwickle eine ungeahnte Aggression gegenüber Frauen (FRAUEN! Was ist los mit euch?!), die in Magazinartikeln und Postings Kekse, Kuchen und Pasta als Sünde, kleine Sünde, sonst eine Sünde oder irgendetwas bezeichnen, das “auch mal erlaubt” sein muss, dass man “sich gönnt” oder bei dem man “schwach wird”. Früher war mir das egal.

7. Wie alt andere Leute sind, wird plötzlich wieder so wichtig wie zuletzt mit fünf.

8. Marie Kondo hat ja so Recht: ein aufgeräumter Kleiderschrank ist nicht nur eine Freude, sondern auch wahnsinnig praktisch. Ich gebe mir einen Ruck und sortiere endlich mal all die Kleider aus, die mir in Wahrheit nicht mehr passen und/oder stehen. Danach brauche ich keinen Kleiderschrank mehr. Also räume ich alles wieder ein.

9. Die weibliche Variante einer Midlife Crisis äußert sich nicht darin, dass ich plötzlich kleinen Praktikanten nachsteige, sondern in Selbstoptimierung. Obwohl erst Juni ist, habe ich dieses Jahr schon drei verschiedene Life-Changing Ernährungs- und Lebensumstellungen hinter mir. Derzeit trinke ich keinen Alkohol. Trotzdem wache ich jeden Morgen mit einem Kater auf. Das iPhone piept um 6:30 Uhr und ich könnte für ein paar Sekunden schwören, ich wäre gerade erst aus einem Club gestolpert.

10. Ich gucke mir alte Fotos an. Auf einem ist meine Oma: eine Frau mit Dauerwelle und einem “Hauskleid”, im Hintergrund sind auf dem Sideboard ein Alpenveilchen und eine Heino-LP zu erahnen.  Auf dem Arm hat sie mich als Baby. Plötzlich komme ich ins Rechnen und mir fällt auf, dass ich jetzt exakt so alt bin wie meine Oma auf dem Foto. Danach habe ich irgendwie keine Lust mehr auf Fotos.