Dieser Artikel ist ab dem 31. August Teil von Nobodytoldme MORE.
Der perfekte Plan, um ihn gleich wieder zu verwerfen
Dank der ganzen Tipps aus der Community hatte ich den perfekten Plan für unsere fünf Tage in Paris erstellt: Restaurants, Geschäfte, Cafés, Ausstellungen, Parks, … Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Ich nahm die vielen Tipps als Inspiration und ließ mich gleichzeitig treiben, genoss den Augenblick, und vor allem einfach mal gemeinsam mit meinem Mann an einem schönen Ort zu sein.
Einatmen, ausatmen, ein gutes Buch lesen, mal das Fahrrad nehmen, mal zu Fuß unterwegs, mal einen versteckten Hinterhof entdecken und dort allein mit den Vögeln die Ruhe genießen, ein anderes Mal das komplette Getümmel mit allen anderen Touristen teilen.
Manches Mal dachte ich an Pretend it’s a City, aber die meisten Pariser:innen sind im August ausgeflogen. Die Stadt ist zu heiß und zu voll mit Touristen, da fahren sie selbst lieber ans Meer.
Tatsächlich war es teilweise sehr heiß; zum Beispiel als wir in der Mittagshitze mit den Nicht-E-Bikes quer durch die Stadt, entlang der Champs Élysées vorbei am Arc de Triomphe zur David Hockney Ausstellung in die Fondation Louis Vuitton radelten.
Dort war es vor allem eines: voll. (Ich hab die Bilder auf dem Foto lieber mal wegretouchiert, weil ich nicht weiß, ob ich die überhaupt zeigen darf.) Aber die Menschenmenge war noch deutlich mehr, als hier auf dem Bild zu sehen.
Der Grund des Andrangs lag wahrscheinlich auch darin, dass ich ausgerechnet Tickets für den Feiertag herausgesucht hatte. Es waren nicht nur Ferien und Busladungen an Japaner- und Amerikaner:innen vor Ort, es war auch Maria Himmelfahrt und damit gab es jede Menge Franzosen, die sich die tolle Ausstellung auch ansehen wollten …
Wir aßen an einem Tag tatsächlich in der Soya Cantine Bio. Soo lecker und wohltuend, weil Gemüse auf Städtetrips meist viel zu kurz kommt. Das Restaurant liegt in der Nähe vom Concept Store Merci Paris, den ich durch meine Freundin Sabine bisher nur aus der Ferne kannte.
Hier tauchte ich für eine gute Stunde ab und sah mich satt an schönen Dingen. Zuvor genoß ich die Ruhe im dazugehörigen Café.
Abends hatte ich für uns einen Platz im Vins des Pyrénées reserviert. Mehr Paris geht nicht: professionelle Kellner:innen, typisch französische Küche und Menschen, die das gute Leben genießen. Zur Vorspeise gabs Sardinen, zum Hauptgang hatten ich mir das „Sommergemüse“ bestellt, welches wie selbstverständlich – so ist wohl die französische Küche – voller Fleisch war…
Ins La Table d’Hami – einem der besten koreanischen Restaurants in Paris – haben wir es leider nicht geschafft, aber ein Grund mehr, noch mal wiederzukommen.
Wir suchten uns einen Spaziergang aus diesem Buch: Paris Spaziergänge von Hella Broerken (ein Tipp von Christiane). Das war eine der besten Entscheidungen, weil wir auf einmal zwar immer noch zentral, aber abseits des Trubels, vieles entdeckten, was wir sonst übersehen hätten, den Jardins des Plantes zum Beispiel.
Das Muséum national d’Histoire naturelle ließen wir aus und auch die geführte Tour durch die Opera Garnier, aber nur, um es beim nächsten Besuch nachzuholen.
Shopping
Die Ogata Boutique hatte leider geschlossen wie auch einige andere Geschäfte. Ich bewundere die Franzosen dafür, dass sie im August einfach mal drei bis vier Wochen Pause von allem machen. Eigentlich eine richtig gute Einrichtung für alle Beteiligten.
Bei praline hätte ich mir gerne die blaue Tasche gekauft, habs mir dann aber verkniffen.
Irgendwo fand ich den perfekten Wäsche-Sack – I miss my Mom – für den Auszug meiner Kinder, wären sie nicht schon längst ausgezogen und würden sich besser um ihre Wäsche kümmern als ich mich um meine (bei uns macht mein Mann die Wäsche – er schwört auf seine Marseiller Seife und macht das alles viel besser als ich, die gerne schon mal der schneeweißen wertigen Bettwäsche von Merci einen rosa Stich versetzt). Der Wäschesack ist von Pamela Barsky, der ich seit neuestem folge, weil sie noch andere schöne Taschen macht.
Dann suchte ich gezielt in einem Buchladen nach Büchern über die Wechseljahre und fand tatsächlich ein paar Exemplare. Allerdings nur eine schmale Auswahl, aber das kann auch am Buchhändler gelegen haben.
Als Kulturbanause und Nerd suchte ich natürlich das Louis Pasteur Museum und das Marie Curie Institut auf. Beide waren leider geschlossen. Bin untröstlich. Dafür bot der Garten von Marie Curie ein kleines schattiges Plätzchen in der Mittagshitze. Noch schöner war die Geschichte von ihrem Garten:
Marie Curie legte diesen kleinen Garten während der Bauarbeiten des Radium-Instituts an, um für ihr Labor einen angenehmen Arbeitsplatz zu schaffen.
Ihre jüngere Tochter, Ève, berichtet, dass ihre Mutter sich die Gestaltung des Gartens persönlich vorstellte und dabei auch selbst Hand anlegte:
Sie zögerte nicht, den Spaten zu ergreifen und Bäume sowie Sträucher zu pflanzen. Ève beschreibt, wie Marie Curie die jungen Bäume auswählte und sie eigenhändig pflanzte, bevor die Fundamente für die Labore überhaupt gelegt waren. Sie vertraute darauf, dass die Bäume wachsen und genau dann blühen würden, wenn die Labore einmal standen.
Aus den Fenstern ihres Büros blickte Marie Curie direkt in diesen Garten, der mitten in Paris eine grüne Oase war. Oft lehnte sie sich auf das Geländer der Terrasse ihres Chemielabors und betrachtete die Blumenbeete sowie das junge Laub der Bäume.
Das gefällt mir sehr. Ich schau auch sehr gerne in meinen kleinen (unordentlichen) Garten, der mir jeden Tag ganz viel Freude bereitet. Gerade werde ich mit Brom- und Himbeeren beschenkt. Köstlich!
Die ganzen Gänge und Fahrten durch die Stadt machten mich sehr hungrig. Anbei mal eine kleine Auswahl von dem, was ich so gegessen habe:
Am allerschönsten gefiel es uns im Café und Restaurant Les Philosophes: sehr gutes Essen kombiniert mit hochprofessionellen Kellnern und einem Gastronom mit Haltung. Er plädiert für gute Bezahlung des Personals und für eine wertschätzende Beziehung zu seinen Lieferanten und ist dafür auch häufiger in der Presse. Gefällt mir.
Der schönste Platz zum in der Sonne oder im Schatten sitzen und Lesen war im Innenhof des Nationalarchivs mitten im Marias. Eine Insel der Ruhe und ein sehr schöner Ort mit einer Handvoll verwunschener Gärten.
Paris, ich komm wieder. Mir hast du sehr gut gefallen (meinem Mann auch). Beim nächsten Mal bringe ich auch meinen Badeanzug mit, denn von Montag bis Freitag kann man tatsächlich unter Aufsicht eines Bademeisters in der Seine schwimmen (das Wasser soll nun sauber sein).
Und dann konnte man am Ufer der Seine alle möglichen Tänze üben, u.a. auch Lindihop, den ich gerne getanzt hätte, aber lieber lässt sich mein Mann auf dem Weg zum Tanzkurs von einem Auto überfahren, als dass er noch mal Lindihop lernt.
Wir übernachteten übrigens in einem winzigen Apartment mitten im Marais, welches wir über AirBnB gebucht hatten; das nächste Mal würde ich aber wohl ins Hotel gehen. Der Hinterhof war dunkel und laut von Rollkoffern, die durch die Nacht glitten. Auch wurde eines Nachts nebenan so heftig Liebe gemacht, dass ich davon aufwachte, über die Kondition nicht schlecht staunte und dann so wach war, dass die Nacht schon sehr früh zuende war. Paris halt. Das kann mir natürlich alles auch im Hotel passieren, nur dass ich da vielleicht noch mal schneller das Zimmer wechseln kann.
P.S.: An einem Abend schauten wir Marie Antoinette von Sophia Coppola, der erstaunlich nah an die tatsächlichen Geschehnisse dieser Zeit herankommt. Mit 14 nach Frankreich verheiratet, mit 19 Königin, die zunächst nicht schwanger wurde, weil ihr Mann, der König, wohl an einer Phimose litt, vier Kinder bekommen und zwei davon zu Lebzeiten verloren, mit 37 Jahren geköpft.