Plötzlich ein unangenehmes Kribbeln auf der Lippe – der Vorbote eines Herpes-Ausbruchs. Oder schlimmer noch: Eine schmerzhafte Gürtelrose. In den Wechseljahren erleben viele Frauen vermehrt Herpes-Attacken, was kein Zufall ist. Hormonelle Veränderungen, ein geschwächtes Immunsystem und erhöhte Entzündungsneigung können das Virus reaktivieren. Doch mit der richtigen Ernährung lässt sich vieles verhindern. Wir zeigen dir, welche Lebensmittel helfen können, Herpes zu vermeiden und das Immunsystem zu stärken.
Was ist Herpes eigentlich?
Herpes wird durch das Herpes-simplex-Virus (HSV) verursacht. Es gibt zwei Haupttypen: HSV-1, der typischerweise Lippenherpes verursacht, und HSV-2, der meist für Genitalherpes verantwortlich ist. Das Tückische: Einmal infiziert, bleibt das Virus lebenslang im Körper – meist schlummernd in den Nervenzellen, bis es durch bestimmte Trigger reaktiviert wird.
Die typischen Symptome eines Ausbruchs kennst du wahrscheinlich: Zunächst ein Kribbeln oder Brennen, dann Rötung und schließlich die schmerzhaften, mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen, die nach einigen Tagen verkrusten und abheilen.
Warum Herpes in den Wechseljahren häufiger auftritt
In den Wechseljahren erlebt dein Körper eine hormonelle Umstellung wobei der sinkende Östrogenspiegel zahlreiche Auswirkungen hat:
- Geschwächtes Immunsystem: Östrogen spielt eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr. Sinkt der Spiegel, kann dein Immunsystem weniger effektiv gegen das schlummernde Herpesvirus vorgehen.
- Erhöhter Stresslevel: Die Wechseljahre bringen oft Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und andere Belastungen mit sich. Stress ist ein bekannter Auslöser für Herpes-Ausbrüche.
- Hormonelle Veränderungen: Die Umstellung deines Hormonsystems kann direkt die Aktivität des Herpesvirus beeinflussen.
- Verminderte Hautbarriere: Mit sinkendem Östrogenspiegel wird deine Haut dünner und trockener, was sie anfälliger für Virusausbrüche machen kann.
- Veränderte Körpertemperatur: Hitzewallungen und Schweißausbrüche können das Virus aktivieren, da es bei Temperaturveränderungen reaktiviert werden kann.
Was passiert da genau im Körper?
Lysin ist eine essenzielle Aminosäure, die eine wichtige Rolle bei der Unterdrückung der Reaktivierung von Viren wie Herpes-simplex-Viren (HSV) und Varicella-Zoster-Viren (VZV), dem Auslöser von Herpes zoster (Gürtelrose), spielt. Lysin wirkt, indem es die Aufnahme und Verwendung von Arginin im Körper hemmt.
Arginin ist eine andere Aminosäure, die Viren wie HSV und VZV zur Vermehrung benötigen.
Ein höheres Lysin- und niedrigeres Arginin-Verhältnis kann daher die Replikation dieser Viren verlangsamen und ihre Reaktivierung verhindern. Da Viren Arginin für die Synthese ihrer Proteine und zur Zellvermehrung nutzen, wird durch einen hohen Lysingehalt die Verfügbarkeit von Arginin in den Zellen reduziert. Dies hindert die Viren daran, sich effizient zu vermehren, was dazu beiträgt, die Symptome und Häufigkeit von Fieberbläschen und anderen Herpes-Infektionen zu reduzieren.
Lysin kann auch zur Stärkung des Immunsystems beitragen, was den Körper zusätzlich bei der Bekämpfung von Viren unterstützt. Durch seine Beteiligung an der Kollagenproduktion unterstützt Lysin die Haut- und Schleimhautbarriere, die als erste Verteidigungslinie gegen virale Infektionen dient.
Warum Herpes während einer antientzündlichen Ernährung auftreten kann
Manche Teilnehmerinnen des Body Reset stellen fest, dass sich während der Ernährungsumstellung plötzlich vermehrt Herpes-Symptome zeigen. Das mag auf den ersten Blick beunruhigend wirken, ist aber tatsächlich ein gutes Zeichen.
Der Grund dafür ist, dass der Körper in dieser Phase beginnt, alte Belastungen loszulassen und sich zu regenerieren. Die veränderte Ernährung kann das Immunsystem aktivieren und bestehende, aber zuvor ruhende Viren kurzzeitig reaktivieren.
Mögliche Gründe für verstärkte Herpes-Symptome:
- Entgiftungsreaktionen: Wenn du im Body Reset Kurs störende Einflüsse wie Zucker, Alkohol und verarbeitete Lebensmittel weglässt, beginnt dein Körper zu entgiften. Diese Umstellung kann vorübergehend das Immunsystem belasten.
- Die Herxheimer-Reaktion: Bei einer Ernährungsumstellung sterben viele schädliche Bakterien und Pilze ab und setzen dabei Toxine frei. Dies kann kurzfristig das Immunsystem schwächen und Herpes-Ausbrüche begünstigen.
- Nährstoffumverteilung: Dein Körper konzentriert sich auf Heilungsprozesse, wodurch vorübergehend weniger Ressourcen für die Virusabwehr zur Verfügung stehen.
- Stoffwechselumstellung: Die Umstellung auf eine entzündungshemmende Ernährung kann zunächst Stress für deinen Körper bedeuten, was wiederum Herpes triggern kann.
- Heilungskrise: Was zunächst wie eine Verschlechterung aussieht, ist oft Teil des Heilungsprozesses. Dein Körper räumt auf und das kann vorübergehend zu verstärkten Symptomen führen.
- Durch die Ernährungsumstellung kann es passieren, dass unbewusst mehr Arginin aufgenommen wird. Ein hoher Arginin- und ein niedriger Lysin-Spiegel können jedoch – wie bereits erwähnt – die Reaktivierung der Herpesviren begünstigen.
Diese vorübergehenden Symptome bedeuten nicht, dass etwas schiefläuft – im Gegenteil. Das zeigt, dass der Körper arbeitet- und mit der richtigen Unterstützung kann der Körper sein Gleichgewicht wiederfinden und langfristig widerstandsfähiger gegen Herpes werden.
Was du ernährungstechnisch gegen Herpes tun kannst
Die gute Nachricht: Mit der richtigen Ernährung kannst du Herpes-Ausbrüche reduzieren und dein Immunsystem stärken:
- L-Lysin erhöhen und L-Arginin reduzieren um ein günstiges Lysin-Arginin-Verhältniss zu erlangen
Lebensmittel mit hohem Lysingehalt (mg/100 g)
- Parmesan ca. 2.600 mg
- Sojabohnen ca. 2.400 mg
- Thunfisch ca. 2.200 mg
- Huhn (Hähnchenbrust) ca. 2.100 mg
- Rindfleisch ca. 2.000 mg
- Lachs ca. 1.800 mg
- Schweinefleisch ca. 1.700 mg
- Linsen ca. 1.500 mg
- Quinoa ca. 1.500 mg
- Amaranth ca. 1.400 mg
- Joghurt ca. 700 mg
- Milch ca. 260 mg
- Eier ca. 900 mg
Lebensmittel mit hohem Arginingehalt (mg/100 g)
- Kürbiskerne ca. 5.000 mg
- Erdnüsse ca. 3.500 mg
- Mandeln ca. 2.500 mg
- Pinienkerne ca. 2.400 mg
- Walnüsse ca. 2.200 mg
- Sesamsamen ca. 2.100 mg
- Sonnenblumenkerne ca. 2.000 mg
- Hühnerfleisch ca. 1.700 mg
- Lachs ca. 1.200 mg
- Bitterschokolade (70-85% Kakao) ca. 1.200 mg
- Thunfisch ca. 1.200 mg
- Schweinefleisch ca. 1.100 mg
- Eier ca. 820 mg
- Milch ca. 120 mg
Diese Lebensmittel enthalten besonders viel Arginin und können die Verfügbarkeit von Arginin im Körper erhöhen. Insbesondere Kürbiskerne, Erdnüsse, Mandeln und Bitterschokolade haben einen hohen Gehalt an Arginin, was bei Personen, die zu Herpesausbrüchen neigen, berücksichtigt werden sollte.
Daher für alle, die öfter mit Herpes zu kämpfen haben: jetzt lieber mal Eier oder Gemüsesuppe frühstücken, statt das getreidefreie Porridge. Oder eben oben erwähnte Saaten weglassen.
Praktische Tipps für eine lysinreiche Ernährung
Grundsätzliche Strategie:
- Basiere deine Ernährung auf tierischen Proteinen wie Fisch, Geflügel und Milchprodukten
- Ergänze mit ausgewählten Hülsenfrüchten
- Reduziere die Aufnahme von Nüssen, Samen und Schokolade
Bei vegetarischer oder veganer Ernährung:
- Achte besonders auf die Aufnahme von Hülsenfrüchten und Sojaprodukten
- Ergänze mit Milchprodukten (bei vegetarischer Ernährung)
- Ein Lysinsupplement kann sinnvoll sein, besonders bei veganer Ernährung
Langfristige Anwendung:
- Für eine optimale Wirkung sollte eine Ernährung mit günstigem Lysin-Arginin-Verhältnis langfristig (mindestens sechs Monate) eingehalten werden
Es ist wichtig zu beachten, dass sowohl Lysin als auch Arginin essenzielle Aminosäuren sind, die der Körper benötigt. Es geht nicht darum, Arginin komplett zu vermeiden, sondern ein ausgewogenes Verhältnis zu erreichen, das mehr Lysin als Arginin enthält, besonders wenn du zu Herpes-Ausbrüchen neigst.
zur Studienlage (Auswahl, nicht erschöpfend)
- Eine doppelblinde, placebokontrollierte Studie untersuchte die Wirkung von L-Lysin, wobei den Teilnehmern 1000 mg L-Lysin dreimal täglich verabreicht wurden. Das Ergebnis zeigte eine signifikante Reduktion der HSV-Infektionen und eine Minderung der Schwere der Symptome. Diese Studie deutet darauf hin, dass L-Lysin helfen kann, die Häufigkeit und Intensität von Herpes-Ausbrüchen zu verringern. Studie (1).
- Eine andere kontrollierte Studie mit der gleichen Dosierung von 1000 mg L-Lysin täglich fand jedoch keine signifikanten Effekte auf die Rückfallrate von Herpes. Obwohl einige Teilnehmer eine Verbesserung zeigten, war der Gesamteffekt der Behandlung nicht eindeutig. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Wirkung von L-Lysin individuell variieren kann, und es gibt nicht genug Beweise, um eine universelle Wirksamkeit bei allen Patienten zu bestätigen. Studie (2).
- Im Gegensatz dazu ergab eine weitere Studie, dass die Kombination von Coenzym Q10, Vitamin E, Selen und L-Methionin zu einer deutlich schnelleren Heilung und einer Reduktion der Häufigkeit von Herpes-Rückfällen führte. Diese Kombination hatte auch eine positive Wirkung auf die Viruslast, was bedeutet, dass die Menge des Herpesvirus im Körper signifikant reduziert wurde. Zudem wurde eine Erhöhung der antiviralen Zytokine beobachtet, was auf eine stärkere Immunantwort hindeutet. Diese Ergebnisse unterstützen die Wirksamkeit von Antioxidantien und bestimmten Aminosäuren in der Behandlung von Herpes. Studie (3).
Insgesamt zeigt sich, dass die stärkste Evidenz für die Kombination von antioxidativen Substanzen wie Coenzym Q10, Vitamin E und Selen in Verbindung mit L-Methionin vorliegt. Diese Kombination scheint sowohl die Heilung zu beschleunigen als auch die Rückfallhäufigkeit zu verringern. Im Vergleich dazu sind die Ergebnisse zu L-Lysin gemischt. Einige Studien belegen positive Effekte auf die Schwere der Ausbrüche, während andere keine signifikanten Verbesserungen aufzeigen. Es scheint, dass L-Lysin in einigen Fällen hilfreich sein kann, aber nicht für alle Betroffenen eine Lösung darstellt.
Gürtelrose in den Wechseljahren - ein verwandtes Problem
Neben Herpes tritt auch Gürtelrose (Herpes Zoster) in den Wechseljahren häufiger auf. Diese schmerzhafte Hauterkrankung wird durch das Varizella-Zoster-Virus verursacht, das auch für Windpocken verantwortlich ist. In den Wechseljahren kann das geschwächte Immunsystem das ruhende Virus reaktivieren, was zu den typischen bandförmigen, schmerzhaften Bläschen führt. Die hormonellen Veränderungen und der erhöhte Stresslevel während dieser Lebensphase begünstigen Ausbrüche. Eine ausgewogene Ernährung, wie sie im Body Reset Kurs vermittelt wird, kann langfristig dazu beitragen, das Immunsystem zu stärken und das Risiko für Gürtelrose zu reduzieren.
Durchhalten lohnt sich
Die auf deine besondere Situation angepasste Ernährung hilf dir, von der Ernährungsumstellung zu profitieren, ohne den Körper mit zu viel Arginin zu belasten. Schreib deine Fragen in den Kommentar.
Quellen:
- Griffith, R. S., Walsh, D. E., Myrmel, K. H., Thompson, R. W., & Behforooz, A. (1987). Success of L-lysine therapy in frequently recurrent herpes simplex infection. Treatment and prophylaxis. Dermatologica, 175(4), 183–190. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/3115841/
- Milman, N., Scheibel, J., & Jessen, O. (1980). Lysine prophylaxis in recurrent herpes simplex labialis: a double-blind, controlled crossover study. Acta dermato-venereologica, 60(1), 85–87. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/6153847/
- De Luca, C., Kharaeva, Z., Raskovic, D., Pastore, P., Luci, A., & Korkina, L. (2012). Coenzyme Q(10), vitamin E, selenium, and methionine in the treatment of chronic recurrent viral mucocutaneous infections. Nutrition (Burbank, Los Angeles County, Calif.), 28(5), 509–514. https://doi.org/10.1016/j.nut.2011.08.003
4 Antworten
Hallo,
vielen Dank für den sehr interessanten Artikel. Ich leide auch unter Gürtelrose.
Ist ein Artikel über Lichen Sclerosus geplant? Ich würde mich riesig über Tipps freuen.
Liebe Grüße Claudia
Liebe Claudia,
wir nehmen einen solchen Artikel mal mit auf die Wunschliste. Im Body Reset Kurs hatte Dr. Christina Enzmann im Rahmen der Gruppensprechstunde gerade darüber gesprochen.
Liebe Grüße
Susanne
Krass, Ladies!
Seit Karneval plage ich mich mit Lippen-Herpes, altbewährtes hilft nicht, dabei lebe ich dank euch gesünder als je zuvor (auch ohne den Kurs). Und heute lese ich dank euch von Lysin und Arginin, aha! Dann lass ich jetzt wohl erstmal ein paar weitere Lebensmittel weg.
Danke für eure wertvolle Arbeit, ihr habt mein Leben schöner gemacht
Beste Grüße
Alexandra
Das machen wir sehr gerne, Alexandra. Danke für die Rückmeldung.